Frankreich: ins Katharer-Land

Das Wetter im Schwarzwald ändert sich: dicke, tief hängende Wolken und Regen sind nicht so ideale Umstände um den Feldberg noch zu besteigen und die Aussicht von dort zu genießen. Wir lassen also den Feldberg aus und beschließen, das jetzt genau der richtige Zeitpunkt ist, um Deutschland zu verlassen und nach Frankreich rüber zu fahren! Wir verlassen den Schwarzwald Richtung Freiburg runter. Noch ein paar Einkäufe in Deutschland, dann gehts bei Mulhouse nach Frankreich rüber. Diesmal bleiben wir auf der Autobahn bis hinter Besancon und zahlen dafür knapp 19 EUR an Maut. Bis dahin hatten wir im letzten Jahr auf den Alternativstrecken sehr viel Zeit verplempert, so dass sich hier die Autobahn lohnt. Zum Übernachten steuern wir bei Montceau-les-Mines, noch hinter Chalon-sur-Saone, den schön angelegten und kostenlosen Womo-Stellplatz an.

Am nächsten Tag machen wir Fahrtag und schaffen tatsächlich über 400 Kilometer! Die Strecke ist fast genau dieselbe wie im November 2022, aber diesmal fahren wir bei Millau nicht über das Viadukt sondern runter in den Ort an der Tarn. Fußläufig zur historischen Altstadt kommen wir auf einem Womo-Stellplatz unter. Die Altstadt ist ganz schön und beim Abendessen unter Bäumen auf einem schönen Platz kommt wieder das mediterrane Lebensgefühl durch.

Am nächsten Tag ist Wochenmarkt, da gehen wir dann auch noch mal hin und decken uns mit Käse und Gemüse ein.

Der Ort ist früher ein Zentrum für Lederwaren gewesen und auch heute noch bekannt für die Handschuhe aus Millau, die aber wohl nur noch für einige Luxus-Betriebe in Paris fabriziert werden. Handschuhe brauchen wir gerade nicht, aber der Stop im Ort hat sich trotzdem gelohnt! Nicht nur der Ort selbst ist spannend, auch die Lage mit der Gorges de Tarn in der Nähe bietet viele Entdeckungsmöglichkeiten. Hier können wir durchaus noch mal wieder hinkommen!

Wir fahren weiter, aber nicht zurück auf die Autobahn sondern rüber nach Albi – davon hat Monika etwas gelesen. Dabei kommen wir zuerst noch unter dem Viadukt von Millau unterdurch. Sieht auch von unten sehr beeindruckend aus, oder?

Albi ist für zwei Dinge bekannt: ihre gewaltige Kathedrale und einen wunderbaren Maler. Die gewaltige Kathedrale sieht eher aus wie eine Festung und ist eines der monumentalsten gotischen Bauwerke Frankreichs und eine der größten Backsteinkirchen der Welt. Zusammen mit dem ehemaligen Bischofspalast daneben stehen sie seit 2010 auf der UNESCO Welterbe-Liste.

Der berühmte Maler ist Toulouse-Lautrec, der in Albi geboren wurde und dem ein Museum im ehemaligen Bischofspalast gewidmet ist. Das Museum heben wir uns für ein anderes Mal auf, das wurde uns jetzt zu viel.

Albi hat einen schönen, großen und sogar kostenlosen Womo-Stellplatz, von dem aus man zu Fuß in die Altstadt kommt. Dabei müssen wir über die Pont Vieux, die alte Brücke, rüber, die knapp 1000 Jahre alt ist. Eine der ältesten Brücken Frankreichs die immer noch in Nutzung ist!

Dann der festungsartige Bischofspalast mit tollen Gartenanlagen. Die Bischöfe damals waren wohl so verhasst, dass sie um ihr Leben fürchteten und ihren Palast dementsprechend befestigen mussten.

Die Kathedrale daneben wurde ebenfalls wie eine Festung erbaut, mit bis zu 6 Meter dicken Mauern. Innen verschlägt es einem den Atem: die Wände sind vollständig bemalt. Das riesige Gemälde des jüngsten Gerichts an der Westwand gilt als eines der bedeutendsten Kunstwerke des späten Mittelalters. Einfach beeindruckend!

Die Altstadt mit den großen Backstein-Gebäuden hat einen ganz eigenen Stil. Nicht ganz dazu passend sind die Geschäfte fast alle sehr edel und sehr teuer – also eher etwas für die Gäste von Baden-Baden…

Wenn man sich etwas mit der Geschichte beschäftigt, wird es grausam: Südfrankreich und insbesondere Albi, Carcassonne und Toulouse waren im 11./12.Jh ein Zentrum der Katharer, die nach dem Ort Albi auch „Albigenser“ genannt wurden. Eine christliche Glaubensbewegung, die sich erdreistete einiges an der katholischen Kirche zu kritisieren und anders zu machen (z.B. auch Frauen als Priester zulassen) und dafür in der Bevölkerung viele Anhänger hatte. Das ging für den Papst natürlich gar nicht und er rief zum Albigenserkreuzzug auf, der 1209 startete und in unvorstellbarer Grausamkeit die Katharer schließlich auslöschte (was der Kreuzzug nicht schaffte erledigte danach die Inquisition).

Wir fahren eine sehr schöne Strasse runter nach Carcassonne. Allen Spielern ist die Stadt ohnehin ein Begriff – für alle anderen: die größte Festungsstadt Europas und UNESCO Weltkulturerbe. Vor ca. 40 Jahren war ich auf einer meiner Interrail-Reisen auch hier gewesen und das hatte mich sehr beeindruckt. Das Wiedersehen hat mich etwas ernüchtert: immer noch beeindruckend, keine Frage, aber gefühlt noch deutlich touristischer als damals. Und wir sind nicht mehr in der Hauptsaison, nicht auszudenken, wie es dann ist… Im Mittelalter lebten innerhalb der Festungsmauern bis zu 4000 Menschen, heute gibt es hier nur noch Restaurants und Geschäfte und sicherlich deutlich mehr als 4000 Touristen, die sich hier durchschieben.

Von Carcassonne aus wollen wir dann hoch in die Pyrenäen! Die D118 führt von Carcassonne direkt hoch nach Mont-Louis und von dort geht die N116 rüber nach Puigcerda in Spanien. Das Navi sagt, die Route geht so nicht, denn es gibt eine Höhenbeschränkung von 2,75m nach 3/4 der Strecke und schlägt einen Umweg vor, der fast bis Perpignan an die Küste zurückführen würde. Das wollen wir nicht, und da wir kein Hinweisschild auf irgendwelche Begrenzungen an der Strasse sehen, fahren wir die D118 trotzdem weiter. Das wurde spannend! Sehr enge Straße, Felsen, die über die Straße ragen und wo wir schauen mussten, unterdurch oder dran vorbei zu kommen.

Aber es ging alles gut, wir sind mit unseren 3 m Höhe überall gut durchgekommen!

Oben angekommen, auf einer Höhe von ca 1600m, liegt Mont-Louis. Ende des 17. Jh. wurde dann noch eine riesige Zitadelle vom Festungsbaumeister Vauban gebaut. Diese und weitere 11 Anlagen bilden des UNESCO Welterbe „Festungsanlagen von Vauban“. Viel zu sehen gab es dort allerdings nicht. Die Zitadelle wird noch vom Militär genutzt und der befestigte Ort war nicht so spannend. Aber wir konnten im Festungsgraben parken…

Eine letzte Nacht auf einem Campingplatz auf französischer Seite bei Tiefsttemperaturen von nur 2 Grad – da mussten wir doch die Heizung anschmeissen. Am nächsten Tag ging es dann rüber nach Spanien…


Kommentare

2 Antworten zu „Frankreich: ins Katharer-Land“

  1. Hallo ihr 2, bin endlich mal wieder mit auf eurer Tour. Sehr beeindruckend. Ich hoffe ihr seid wieder voll fit. Ich hatte auch 3 Wochen eine Erkältung, jetzt ist Heiner dran! Euch weiterhin viel Freude und tolle Einblicke in die Gepflogenheiten anderer Menschen und anderer Landschaften.
    Liebe Grüße, Brigitte und Heiner

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