Unterwegs
Am 24. Juni sind wir in Winsen losgefahren und damit mittlerweile über 4 Monate unterwegs.
Wir haben uns einiges in Ostfriesland angeschaut, waren auf der Märchenstrasse unterwegs und auf Bornholm. Jetzt sind wir in der Wein-Gegend angekommen und fahren auf der Deutschen Weinstrasse langsam weiter Richtung Süden.
Wir haben auch einige Regentage gehabt, bei denen wir den ganzen Tag im Womo blieben. Und wir haben jetzt im Herbst auch die aufziehende Kälte zu spüren bekommen bei Tiefsttemperaturen in der Nacht von unter 5 Grad. Da haben wir natürlich angefangen zu heizen und unser Gas-Verbrauch ist deutlich nach oben gegangen. Besonders genossen haben wir die warmen Sommermonate. Da spielte sich das ganze Leben draussen ab, vom Frühstück bis zum Abendessen.
Die Übernachtungsorte waren sehr unterschiedlich: Camping-Plätze, einfacher ausgestattete Wohnmobil-Stellplätze oder auch mal „wild“ auf Parkplätzen. Dreimal durften wir auch bei Freunden auf dem Grundstück stehen. Die Camping-Plätze sind mal mehr, mal weniger komfortabel ausgestattet, aber i.d.R. besser als einfache Womo-Stellplätze. Hier gibt es meistens auch Waschmaschine + Trockner sowie Möglichkeiten zum Geschirr-Spülen und ggf. auch kochen.
Die Womo-Stellplätze sind normalerweise deutlich einfacher ausgestattet, oft gibt es noch nicht einmal Toiletten und Duschen. Auch das Ambiente ist oft nicht so schön, eher wie ein großer Parkplatz, aber mit Strom-Anschluß. Dafür sind diese Plätze oft recht günstig zu irgendwelchen Innenstädten oder Sehenswürdigkeiten gelegen und für 1-2 Nächte durchaus erträglich.
Interessant sind die besonderen Stellplätze: beim Winzer oder Bauern auf dem Hof, beim Brauhaus hinten auf der Wiese, bei Kanu-Vereinen auf der Wiese, bei der Windmühle in Logabirum oder bei der Jugendherberge im Garten. Das ist immer spannend.
Beim Fahren können wir uns sehr gut abwechseln: wir beide fahren den Wagen sehr gerne und kommen gut mit dem langen Fahrzeug zurecht. Bisher sind wir uns auch immer einig geworden, wo wir hinfahren wollen und wo wir übernachten…
Leben im Womo
Unser Wohnzimmer und Esszimmer, Küche, Bad und Schlafzimmer umfassen zusammen insgesamt ca 15 m2. Im Sommer sind Wohn- und Esszimmer draussen, da haben wir deutlich mehr Platz. Aber jetzt, wenn das Wetter uns nach drinnen drängt, müssen wir damit auskommen. Das geht erstaunlich gut, wenn alles immer penibel aufgeräumt und sauber gehalten werden würde – aber das klappt nicht immer so. Wenn ich meine Klamotten nicht sofort gleich in die Schränke zurück sortiere, liegen sie auf der Sitzbank oder sonstwo rum und müssen ständig von A nach B geräumt werden, um an irgendwas ranzukommen. Das nervt irgendwann so stark, dass man es doch weg sortiert.
Auch mit dem sauber halten ist das so eine Sache: die kleine Bodenfläche ist zwar schnell durchgefegt, aber dreckig wird sie jetzt im Herbst mit nassen Schuhen und Laub an den Schuhen noch schneller. Wenn wir dann mal wieder aufgeräumt, sauber gemacht, Geschirr weggespült und ggf. Betten neu bezogen haben – dann fühlt sich das herrlich an! Zuhause waren das verschiedene Räume und da waren Türen dazwischen, die man zu machen konnte. Hier ist alles sofort sichtbar.
Für das Wäsche waschen gibt es oft auf Campingplätzen auch Waschmaschine und Trockner. Dort ist das aber meistens eine Tagesaktion, da man sowohl für das Waschen als auch für das Trocknen mit jeweils ca 2-3 Stunden Zeit rechnen muss und die Wäsche dann oft noch nicht mal ganz trocken ist. Besser ist ein Waschcenter, dort sind wir in der Hälfte der Zeit mit allem durch und die Wäsche ist auch wirklich trocken. Waschcenter sind aber in der heutigen Zeit nicht mehr so einfach zu finden…
Kochen und gutes Essen genießen haben für uns beide einen hohen Stellenwert. Mit unserer kleinen Küche sind wir sehr zufrieden. Bei umfangreichen Gerichten muss man etwas planen mit nur 2 Töpfen und einer Pfanne auf einem 3-Flammen-Herd. Aber es geht. Vor allem der Backofen wurde schon viel genutzt: zum Brot- und Kuchen backen, für Flammkuchen, Quiches und andere Aufläufe oder auch mal um die Brötchen warm zu machen. Da wir nicht viel Geschirr und auch nicht viel Abstellraum haben, muss spätestens am Abend alles gespült werden. Sonst – siehe oben!
Wir müssen uns natürlich auch mehr abstimmen als früher: wenn Monika Videokonferenzen hat müssen wir rechtzeitig irgendwo stehen, wo guter Internet-Empfang ist. Sie macht sich das dann im hinteren Teil auf den Betten gemütlich. Und wenn wir die Zwischentür zumachen, kann sie in Ruhe telefonieren während ich im vorderen Teil z.B. am Blog schreibe (so ist es jetzt gerade…).
Natürlich können wir es uns auch schön gemütlich machen. Meistens haben wir einen frischen Blumenstrauss auf dem Tisch, für den Monika sorgt. Kerze an, lauschige Musik und ein schöner Wein – das geht auch im Wohnmobil! Bei Bedarf können wir auch noch auf dem Fernseher ein knisterndes Kaminfeuer abspielen und dazu die Heizung voll aufdrehen…
Was fehlt?
Es gibt eigentlich nur eines, was uns beiden wirklich fehlt: unsere Katzen! Wir wissen, dass sie gut untergebracht sind und mit dem Womo-Leben überhaupt nicht glücklich wären. Aber ein Haustier fehlt uns und jeder Hund und jede Katze, die unseren Weg kreuzt, wird von Monika erst einmal ausgiebig bestreichelt. Bestimmt wird uns nochmal ein Hund oder eine Katze finden, die diese Form des Herumreisens auch mag und gerne in unser Womo einzieht. Camping-Hunde sehen wir sehr häufig, eine Camping-Katze haben wir auch schon erleben dürfen. Es ist nur eine Frage der Zeit…
Natürlich haben wir in der Anfangszeit noch diverse Sachen bemerkt, die wir aus unserer alten Wohnung (insbesondere aus der Küche) noch hätten mitnehmen sollen, die wir schlicht vergessen haben. Aber was wichtig ist, haben wir inzwischen nachgekauft. Dieses neue Leben mit deutlich weniger Sachen gefällt uns ganz gut und sorgt für sehr entspannte Stadtbummel.
Und die Arbeit von Andreas? Vermisse ich die langen Tage vor dem Bildschirm? Die vielen Videokonferenzen, teilweise ohne Pause hintereinander weg? Keine Sekunde. Die 2-jährige Home-Office-Zeit hat mir den Abschied sehr leicht gemacht.
Bei Monika ist das etwas anders. Sie verfolgt ihre Arbeit ja weiter, ist dabei sich weiter zu vernetzen um ggf. zusammen mit anderen ein Online-Angebot aufzubauen.
Das Schöne ist: wir sind beide bisher sehr zufrieden mit unserer neuen Lebensform. Wir geniessen die Zeit. Aus dem ungeplant längeren Aufenthalt im Norden haben wir das Beste gemacht. Und wir haben zwar wesentlich weniger Sachen als früher, aber wir vermissen nichts und haben immer alles dabei, was wir benötigen.
So kann es die nächsten Monate weiter gehen, gerne mit noch mehr Wärme und Sonne weiter im Süden Europas.
In den Sommermonaten waren viele Familien unterwegs, auch mit Kindern. Jetzt, im Spätherbst, sind mehr Leute in unserem Alter unterwegs und kaum Kinder. Aber hier in Deutschland sind es fast immer Leute, die nur wenige Tage bis Wochen unterwegs sind. Wir rechnen damit weiter im Süden, in Frankreich und Spanien, immer mehr Leute zu finden, die auch im Wohnmobil leben wie wir. Das wird spannend!
Zahlen, Daten, Fakten
Für alle, die es interessiert, habe ich noch ein paar Auswertungen gemacht.
Mobilität
Am 24. Oktober haben wir jetzt die 5000 km-Marke überschritten. Davon waren nur 218 km in Dänemark, der Rest bisher in Deutschland. Die einzelnen Tagesetappen sind eigentlich gar nicht so lang. Wir sind bisher nur an 57 Tagen mit dem Womo weitergefahren, das macht im Durchschnitt unter 100 km pro Tag. An 4 Tagen sind wir über 200 km gefahren, die längste Tagesetappe waren 359 km. Den Durchschnittsverbrauch unseres Womo kennen wir jetzt auch besser, der liegt bei 9,35 l/100 km (wir haben auch schon einmal unter 9 l/100km geschafft!) und der Dieselpreis lag im Durchschnitt bei knapp über 2 €/l (min. 1,65 €/l, max.: 2,12 €/l).
Gas
Eine 11-kg-Gasflasche reicht aktuell mit ab und zu heizen immer noch für ca 3 Wochen. Der Preis für die Füllung ist natürlich schon deutlich nach oben gegangen, wir haben aber bisher noch nicht mehr als 30 € bezahlen müssen.
Übernachtung
Die Übernachtungskosten inkl. Strom + Wasser beliefen sich bei den Camping-Plätzen auf 17 – 34 €/Nacht, im Durchschnitt 26 €. Einfachere Womo-Stellplätze liegen zwischen 5 und 20 €, auf Rügen auch mal 28 €. Manche sind auch kostenlos, man zahlt dann nur für Strom und Wasser. Damit sind wir insgesamt sehr günstig unterwegs gewesen, gerade in den Hochsaison-Monaten Juli und August kann man auch durchaus über 50€/Nacht bezahlen…
Den längsten Aufenthalt hatten wir in Godau am Großen Plöner See mit 9 Tagen, gefolgt vom Campingplatz am Waldschwimmbad in Büchen, wo wir 8 Tage standen. In Mölln am Lütauer See waren wir schon zweimal mit insgesamt 12 Tagen und in Lüneburg auf dem Campingplatz Rote Schleuse schon dreimal mit insgesamt 11 Tagen.
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