Von Gast-Autorin Monika
Gibraltar, das war immer so ein Fernziel von mir. Diesen Ort wollte ich gesehen haben, mit seinem britischen Flair, dem zauberhaften Felsen und den Berberaffen. Gibraltar liegt ganz im Süden von der iberischen Halbinsel, der südlichste Punkt ist aber bei Tarifa in Spanien, wenige Kilometer entfernt. Von hier dreht man wieder um nach Norden, meistens auf dem Weg die iberische Halbinsel zu umrunden oder es geht mit dem Schiff über die Meeresstraße nach Marokko. Ein Sehnsuchtsort an sich und das Sprungbrett zu Afrika. Und natürlich freute ich mich auf die Berberaffen.
Mit Neugier fuhren wir hierher. Unterwegs fiel uns auf, dass auf der Autobahn nirgends Gibraltar stand, immer nur Algeciras oder der Nachbarort La Linea, der direkt angrenzt. Ich dachte an die stolzen Spanier. Es muss ihnen doch gegen den Strich gehen, dass Gibraltar noch immer zu Great Britain gehört und wenn es nur 6 km² sind. (Das ist aber schon seit 1704 so, und die Spanier sind mit ihren Enklaven Ceuta und Melilla in Marokko ja auch nicht viel besser…)


Wir fanden einen schönen Stellplatz am Yachthafen in La Linea direkt an der Grenze mit Blick auf Wasser und schöne Segelboote. Blickte man in Richtung Afrika, so lag eine Dunstfahne über dem Meer. Von den Schiffen?
Und dann begann die Pflastertreterei. Erst mal einen knappen Kilometer bis zum Grenzübergang, Personalausweis oder Pass vorzeigen – lange nicht gehabt. Dann ging es über das Rollfeld. Der ehemalige Sandstreifen zwischen Gibraltar und Spanien ist die einzige Möglichkeit für eine Rollbahn. Autos und Fußgänger müssen die Rollbahn queren und wenn ein Flugzeug startet oder landet, wird die Strasse kurzzeitig gesperrt. Die Landebahn ist sehr kurz. Bei einem Flugzeug dachte ich sogar, es ist so langsam, das schafft es nicht, vor Ende der Rollbahn abzuheben. Hat gerade noch mit Ach und Krach geklappt!
Kaum in Gibraltar angelangt stand da schon die erste typische, rote Telefonzelle. Fußgängerweg und Straße waren durch ein massives Geländer von einander getrennt. Ob Touristen und die Einwohner von Gibraltar oft zu tief ins Glas schauen? Überhaupt, wie nennt man die Menschen hier? Gibraltarer, Gibraltesen, Gibraltenos? (Wikipedia: „Gibraltarer“)



Zu Beginn der Main Street, der Haupteinkaufszone gibt es einen größeren Platz mit vielen Restaurants. Erste Handlung: Hinsetzen und „Fish and Chips“ bestellen, dazu (möglichst lokales ) Bier und Cider. Das Gibraltar-Beer erweist sich bei näherem Etiketten-Studium allerdings als gebraut auf der Isle of Man und der Cider kam aus Schweden…
Beim Umblicken und schon auf dem Weg hierher war uns viel aufgefallen. Echt blasse Menschen, häufig etwas ungesund aussehend. Viele, viel zu dicke Menschen liefen oder saßen hier. Burgerketten, Pizza-Restaurants und viel Frittiertes – die Auswirkungen sieht man. In unserem Lokal, es schmeckte echt gut, waren richtig große Essensportionen aufgehäuft. Ich habe schon lange nicht mehr solche großen Fleischlappen auf den Tellern gesehen. Die kleine Portion Nachtisch sah aus, wie eine Portion für zwei. Wir schauten interessiert und ein bisschen entsetzt. Getrunken wurde auch ordentlich.
Dann ging es weiter, immer die Main street entlang. Was wir nicht bedacht hatten: Wir haben Sonntag und viele Läden hatten geschlossen. Also auf zur Seilbahn und zum Affenfelsen. Dort angekommen sahen wir, dass es keine Einzelfahrt hinauf gibt, nur hin und rück für 18,- Pound pro Person. Ein Pound entspricht etwas 1,10 Euro. Wir hatten vor, durch den Wald den Berg wieder hinunter zu laufen.


Kaum waren wir oben, sprang schon der erste Berberaffe auf die rückseitige Strebe der Seilbahnkabine. Frei nach dem Motto „ah, da kommt wieder ein Grüppchen Unerfahrener“. Vielleicht hatte einer noch eine Tasche offen? Wir waren gewarnt worden: Rucksack und Tasche vor den Bauch, alle Taschen schließen, kein Essen raus holen und keine Plastiktüten – die werden auch mit Essen assoziiert. Nicht zu dicht ran gehen, Abstand halten.
Ich hielt Abstand, aber die Affen nicht. Als ich eine Treppe hoch ging, da patschte mir ein kleiner Affe von oben auf den Kopf, machte seine Hand zur Kralle und wollte mein türkisfarbenes Käppi haben. Ich war schnell genug und rettete mein heiß geliebtes Käppi. So ein kleiner Berberaffe und so viel Kraft! Okay, pass auf. Sie waren ohne Scheu, man könnte sie sogar aggressiv nennen. Zweimal habe ich einen Affen mit einer aufgerissenen Tüte Chips sitzen sehen. Es gibt bestimmt genug Touristen, die das witzig finden.
Wir beobachteten die Affen mit Ruhe. Manche wollten einfach nur ihre Ruhe. Es war so wie bei unseren Katzen. Jeder hat eine eigene Persönlichkeit, einen eigenen Gesichtsausdruck. Zu zweit und zu dritt saßen sie gerne dicht an dicht zusammen und lausten sich.



Wir genossen den Ausblick von oben. Und ein wirklich imposanter Felsen muss man sagen. Leider konnten wir nur in die eine Richtung ca. 100 Meter gehen. Es gab nur einen Weg runter. Allerdings hätten wir da nochmals 16,- Pound pro Person als Eintritt berappen müssen, um einen Skywalk, Höhlen und weitere Affen zu sehen. Ich fand das eine Touristenabzocke und es war mir nicht transparent genug dargestellt, unten an der Seilbahnstation. Wir verzichteten. Okay, die Gibraltarer leben hauptsächlich von den Touristen. Wie sähe auch der schöne grün bewachsene Felsen aus, wenn alle die Hänge hinunter liefen?



Was gab es noch in Gibraltar, was besonders ist? Gibraltar ist eines der am dichtesten besiedelten Gebiete der Erde (5.319 Menschen pro km2) . Hier leben an die 34.500 Menschen auf kleinster Fläche. Die Appartements sind exorbitant teuer. Die Autos haben das Steuer auf der linken Seite, wie wir und sie fahren auch wie in der EU rechts. Die Altbausubstanz war nicht so sehr gepflegt. Es gab zwar einige Baustellen, die Häuser selbst wirkten manchmal etwas lieblos. Es fehlte der Blumenschmuck und die Deko, die wir in vielen spanischen Bergdörfern sahen.
Ein Tag reicht aus für Gibraltar. So skuril ich manchmal die Briten finde, ich mag sie, ihre Skurilität und ihren Humor. Und wer weiß, wie die Gebäude innen eingerichtet sind. Das ist ja häufig plüschig, cosy, romantisch in den Wohnungen. Und auf dem Kaminsims oder der Kommode stehen eine Vielzahl an Familienbildern und Andenken. Sehr speziell.
Nach diesem speziellen Erlebnis sind wir am nächsten Tag gerne weiter gefahren in Richtung Tarifa. Und hier ist ja wirklich der südlichste Punkt von Festland-Europa.
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