In der Stadt bin ich vor sehr vielen Jahren auf einer meiner Interrail-Tour gewesen. Nach meiner Erinnerung waren wir damals nur sehr kurz hier, es war so wahnsinnig heiß, dass ich kurz vorm Hitzekollaps stand und wir den Rückzug angetreten hatten. Viel gesehen haben wir damals also nicht und ich war sehr gespannt darauf, jetzt mehr von Sevilla zu sehen.
Unser Ausgangspunkt war ideal: Camping Vilsom in Dos Hermanas. Ein Campingplatz mit herrlichen Bäumen und sehr viel Schatten – bei der Hitze ideal! Ganz in der Nähe fährt der Bus, der uns in 40 Minuten direkt ins Zentrum von Sevilla bringt. Da uns die Pflaster-Treterei immer ganz schön schlaucht, verteilen wir unser Besichtigungs-Programm auf zwei Tage mit einem Pausentag dazwischen.
Der Bus kommt direkt beim Plaza de Espana an. Die riesige Plaza im Parque de María Luisa war das größte Bauprojekt, das für die Exposición Iberoamericana von 1929 errichtet wurde. Der riesige Komplex aus Ziegel- und Kachelwerk ist superkitschig, mit seinen Springbrunnen, Minikanälen und venetianischen Brücken, aber trotzdem sehr beeindruckend.
Es gibt wundervolle und viele Bäume hier. Alleine der Orangenblütenduft ist betörend. Sevilla verführt.
Dann zur Kathedrale, die größte gotische Kathedrale und überhaupt eine der größten Kirchen der Welt und in ihren Ausmassen sehr beeindruckend. Erstaunlicherweise bekommen wir Tickets ohne allzu lange anstehen zu müssen. Im Inneren ist auch das Columbus-Grab, ansonsten gefällt uns der übermäßige Prunk (mit dem geklauten Gold aus den Kolonien) überhaupt nicht. Wie schön war da das maurische Innere der Mezquita in Cordoba… Auch auf den Glockenturm „La Giralda“ müssen wir rauf, denn man hat eine wunderbare Sicht von dort.
Wir bummeln weiter durch die Innenstadt und kommen zu den Pilzen, „Las Setas„. Das Bauwerk wurde als riesiger Schattenspender von dem deutschen Architekten Jürgen Mayer-Hermann entworfen und gilt als größtes Holzgebäude der Welt. Mit seinen 30 m hohen, pilzförmigen Säulen und dem wellenförmigen Wabendach bietet es auf jeden Fall einen stattlichen Anblick. Man kann auch oben rauf und hat bestimmt einen schönen Blick, aber 15 EUR pro Person waren uns dafür zu teuer… Unten im Schatten ist es aber auch sehr gut auszuhalten.
Schon bei der Einfahrt in die Stadt waren uns die vielen tollen Paläste aufgefallen. Einige wenige Paläste sind der Öffentlichkeit zugänglich, und was kann man bei der Nachmittagshitze besseres machen, als in den herrlichen Gärten eines solchen Palastes rumzubummeln? Wir besuchen den Palacio de Las Dueñas. Der Palast aus dem 15. Jh. war einst das bevorzugte Wohnhaus der berühmtesten Adligen der Welt, der verstorbenen Herzogin von Alba, die Villen, Burgen und Anwesen in ganz Spanien besaß. Besonders sehenswert sind der schöne Garten voller Zitronenbäume, der hübsche Arkadenhof, die Gemälde und Wandteppiche sowie die Andenkensammlung der Herzogin, die Gedenkstücke an die Semana Santa, Stierkämpfe und Fußball (die Herzogin war Betis-Fan) umfasst.
Beim nächsten Ausflug bummeln wir durch das bekannte Viertel Triana auf der anderen Seite des Guadalquivir. Es ist ein Arbeiterviertel mit vielen Keramik-Geschäften und viele Stierkämpfer und Flamenco-Tänzer kommen von hier.
Und was ist mit dem Real Alcazar, dem Königspalast in Sevilla? Eines der bedeutendsten Bauwerke Andalusiens, UNESCO Weltkulturerbe und Pflichtprogramm bei einem Sevilla Besuch? Das müssen wir uns leider für einen nächsten Besuch aufheben, es war unmöglich an Karten heranzukommen…
Aber auch ohne den Real Alcazar hat Sevilla schon einen tollen Eindruck hinterlassen. Es gibt viele Parks zum ausruhen und Schatten suchen. Viele Plätze mit Bars + Restaurants, wo man schön draußen sitzen kann. Das braucht man aber auch, denn es ist schon ziemlich heiß und die Stadt ist voll und auch anstrengend. Das kann auch damit zusammenhängen, dass die Semana Santa gerade gewesen war und das große Frühlingsfest, die Feria im April, kurz bevor stand. Es gibt noch viel zu entdecken… Wir kommen bestimmt nochmal wieder!
Anfang November 2023 sind wir wieder in Sevilla und können uns dann auch den Königspalast anschauen (->Bericht von Anfang November 2023)
Santiponce: Römerstadt Italica
Santiponce ist heute eine Vorstadt von Sevilla und dort haben wir bei der Weiterfahrt von Sevilla einen Stop eingelegt. Hier war früher die bedeutende Römerstadt Italica. Die späteren römischen Kaiser Trajan und Hadrian kamen von hier. Die ursprüngliche Stadt liegt unter dem heutigen Santiponce begraben, aber die unter Hadrian vorgenommene Stadterweiterung ist heute weitgehend erschlossen und zu besichtigen. Hier hatten reichere Römer ihre Villen und es sind noch herrliche Mosaikböden zu besichtigen sowie ein großes Amphitheater.
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