Vom 18.11. bis 25.12.2023 waren wir in Portugal. In den 37 Tagen haben wir knapp 1500 Kilometer in dem Land zurückgelegt – das ist jetzt nicht sooo viel, wenn man sich das Land genauer anschauen möchte. Einige haben beim Lesen der Blog-Artikel über Portugal schon rausgehört, daß das Land jetzt nicht unser Lieblingsland geworden ist. Wie ist es zu diesem Eindruck gekommen?
Vorneweg müssen wir die zwei Brillen unterscheiden, durch die wir auf das Land geschaut haben: neben der „Urlaubsbrille“ gabe es da noch die „Langzeitbrille“.
Bei der Urlaubsbrille spielt das Wetter eine Rolle. Erkenntnis dazu: die Wintermonate sind keine ideale Reisezeit für Portugal, vielleicht mit Ausnahme der Algarve ganz im Süden. Unser Freund Axel, der zwei Wochen zu Besuch kam, hatte Glück gehabt. Davor und danach war es oft zu kalt oder zu naß gewesen, um sich wohlzufühlen, schöne Wanderungen zu machen oder zum Beispiel das Douro-Tal zu entdecken. Monika hatte sowieso schon gesundheitliche Probleme mit Schnupfen und Husten. Das Wetter war dafür eher abträglich. Eigentlich hatten wir schon Mitte Oktober nach Nordportugal reisen wollen, dort hatte es dann aber die nächsten 5 Wochen nahezu durchgehend geregnet, und so hatten wir uns erst weiter in Spanien rumgetrieben. Das Land bietet viele schöne Orte zum entdecken und Gegenden zu erwandern, das wissen wir noch von unserer Urlaubsreise in 2011. Aber dafür sind das Frühjahr oder der Spätsommer/Frühherbst deutlich bessere Zeiten.
Bei der Langzeitbrille steckt die Überlegung dahinter, ob uns Land und Leute so gut gefallen, dass wir uns vorstellen könnten, uns hier niederzulassen und nach einer Gemeinschaft oder einer eigenen Wohnung zum Leben zu suchen. Finden wir hier Ecken, wo wir uns das gut vorstellen können? Wollen wir die Sprache lernen? Die Antwort auf die letzte Frage kam recht schnell: Nein, es stellte sich nicht die leiseste Lust ein, überhaupt Portugiesisch zu lernen. Auch mit unseren Spanisch-Kentnissen verstanden wir kaum ein Wort und mit den vielen sch-Lauten klang die Sprache oft eher osteuropäisch oder russisch. Da liegt uns spanisch deutlich näher… Ein weiterer Punkt ist der Fahrstil der Portugiesen, der sich so gar nicht mit unserer Lust auf schöne Radtouren verträgt. Aggressiver Fahrstil, Kurven schneiden und knappes überholen ist man ja von Deutschland durchaus gewohnt. Aber dort gibt es oft ruhige Nebenstrassen, auf die man ggf. ausweichen kann. In vielen Gegenden Portugals ist es nicht so einfach ruhigere Nebenstrassen zu finden, die nicht einfach irgendwo enden oder unbefahrbar werden. Und auf den größeren Strassen fühlt man sich einfach nicht sicher mit dem Fahrrad. Wenn man Surfen als Leidenschaft hätte, würde die Wahrnehmung sicherlich ganz anders ausfallen – aber das ist nicht unser Hobby.
Soweit die beiden Brillen. Was war uns noch aufgefallen?
Preise: Portugal ist in vielem deutlich teuerer als z.B. Spanien! Das gilt für die Supermarkteinkäufe, Restaurant-Besuche, Spritpreise und besonders auch für Immobilien! Vor Jahren wurde es ausländischen Investoren deutlich erleichtert, Grundstücke in Portugal zu erwerben sowie Immobilien zu kaufen. Die Immobilienpreise sind seitdem kräftig gestiegen. Campingplätze können günstiger sein, sind jedoch auch oft etwas einfacher.
Portugal ist sehr grün und hat ein schönes hügeliges Hinterland, besonders in der Mitte und im Norden des Landes. Auffallend war, dass in großen Teilen des Landes eine Aufforstung mit Eukalyptus erfolgte, was sehr eintönig wirkt und im Brandfall schwer zu löschen ist. Immer wieder dachten wir „der Eukalyptus gehört nicht hierher, der ist nicht europäisch.“
Es gibt wunderbare Gebäude und Weltkulturerbestätten, zum Beispiel die beeindruckenden Klöster von Tomar, Alcabaca und Batalha. Als krasser Gegensatz fallen die vielen „lost places“ in Portugal auf. Verfallende Einfamilienhäuser, Wohnblocks, Gewerbe und sogar alte Krankenhäuser. Wunderschöne alte Villen mit den typischen Azulejos und besonderen Stuckelementen lässt man einfach verfallen. Das zu sehen tut manchmal richtig weh. In Spanien gibt es auch viele Ruinen, hier ist es aber deutlich krasser.
Insbesondere im Norden haben wir sehr eintönige Straßendörfer durchfahren, ohne Zentrum, ohne Charme. Große Gewerbegebiete mit teilweise auch sehr modernen Bürogebäuden. Mitten im Gewerbegebiet auch mal eine moderne Architektenvilla hinter hohen Mauern und mit unverbaubarem Blick auf ein schönes Kraftwerk… Alles irgendwie bunt durcheinander und nicht unbedingt immer schön. Die größeren Städte wie Porto oder Coimbra, haben dann auch schöne Altstadt-Zentren mit netten Plätzen zum Verweilen – aber in den weniger beleuchteten Ecken oft wieder sehr viel Verfall (o, Porto!)
Die Portugiesen backen leckeres Gebäck, am bekanntesten sind die köstlichen Natas, die in Belem erfunden wurden, aber es gibt noch so viel mehr…. Die Portugiesen sind Süßschnäbel und die Pastelarias haben hier anscheinend eine ähnliche Bedeutung, wie die Pubs für die Iren. Wer kleine Teilchen und Blätterteigtörtchen liebt, der kommt hier voll auf seine Kosten.
Die Landstrassen können sehr kaputt und mit tiefen Schlaglöchern versehen sein (insbesondere im Norden). Die Autobahnen sind besser, kosten aber fast alle Maut-Gebühren. Nicht so viel wie in Frankreich, aber das komplizierte System (es gibt je nach Betreiber unterschiedliche Arten, wie die Maut zu bezahlen ist und man muss sich vorab elektronisch registrieren) schreckt est einmal ab. Die schlechten Landstrassen und das dort nur langsame vorankommen haben uns dann aber doch bewogen, die Vorabregistrierung für die Benutzung der Autobahnen zu machen. Und dann funktioniert es leichter als gedacht. Auf vielen Abschnitten wird die Maut elektronisch erhoben und dann automatisch abgebucht (dafür die Vorabregistrierung!).
Der traurige Höhepunkt des Jahres für Monika war allerdings der Notfall-Zahnarztbesuch in Cascais bei Lissabon. Es endete darin, dass nach einem Abszess tatsächlich ein Backenzahn gezogen werden musste. Portugal, du bleibst Monika in schlechter Erinnerung.
Wir nehmen Abschied und freuen uns wieder auf Spanien. Wir kommen bestimmt noch einmal wieder. Aber dann zu einer anderen Jahreszeit und es wird dann wohl kein längerer Aufenthalt werden.
Titelbild: Image by Norbert from Pixabay
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