Am Sonntag, 7.9., verlassen wir das Eichsfeld und fahren über schmale und kurvenreiche Strassen rüber nach Hessen. In Eschwege machen wir einen Zwischenstop. Viele Leute dort unterwegs denn es ist großer Flohmarkt auf der Festwiese. Wir sind zwar nicht mehr in Thüringen, aber eine Thüringer Rostbratwurst gibt es hier noch. Die Fachwerk-Altstadt hatte zwar auch schöne Ecken, aber da war Duderstadt einfach schöner.




Neugierig gemacht hat mich dieses Denkmal in Eschwege vor der Marktkirche mit der Inschrift: „Theophanu, Imperatrix 960-991“
Theophanu wird bis heute in Eschwege als Stadtpatronin verehrt und gilt als Gründerin der Siedlung Eschwege.
Sie kam aus Byzanz (Konstantinopel), wurde verheiratet mit Kaiser Otto II und damit Kaiserin des römisch-deutschen Reiches und galt als eine der einflussreichsten Frauen des Mittelalters.
Internet: Beitrag auf 99xGeschichte
und Theophanu auf Wikipedia
Danach geht es weiter nach Rotenburg an der Fulda, wieder ein Ort, den wir aus dem letzten Jahr schon kennen.
Link: ->Bericht zu Rotenburg Fulda vom Mai 2024
Wir wollen dort doch gerne wieder die Biermanufaktur im Schloßpark besuchen, bevor die Montag wieder Ruhetag haben. Doch daraus wird leider nichts: im Schloßpark findet eine große Veranstaltung statt und die Biermanufaktur ist ohne den Eintritt von 25 Euro / Person nicht erreichbar. Schade! Monika findet eine Alternative und wir machen eine schöne Wanderrunde zum Biergarten Rodenberger Alm. Wie der Name vermuten lässt geht es gut bergauf, aber oben gibt es nette Kleinigkeiten und auch leckeres Bier. Und man hat einen spannenden Ausblick auf den „Highwalk“, der hier beginnt, die mit 617m zweitlängste Fußgängerhängebrücke Deutschlands.



Da die Biermanufaktur erst am Mittwoch wieder öffnet fahren wir weiter und stellen uns wieder auf einen bereits vom letzten Jahr bekannten Platz: Wohnmobilpark am Silbersee bei Frielendorf. Auch hier der Link zum ->Bericht zum Silbersee aus dem Mai 2024 . Der Platz wir gerade um ein Sanitärgebäude erweitert. Morgens kommt mit lautem Gehupe wieder der mobile Supermarkt auf den Platz und das Wellness-Paradies am Silbersee war ideal um dort einen verregneten Nachmittag zu verbringen.
Zur Bergbauvergangenheit des Silbersees habe ich noch zwei alte Fotos gefunden. Frielendorf war mit Borken das größte Braunkohlerevier Hessens. 1955 endete der Kohleabbau am Silbersee, 1968 wurde der See komplett geflutet und 1978 wurde dort das Feriendorf eingeweiht. Von Bergbauregion zu Erholungsgebiet in knapp 25 Jahren…


Kommen wir zu Schneewittchen. Ein hessischer Lokal-Historiker führte das Märchen auf den kleinen Ort Bergfreiheit zurück, seitdem das „Schneewittchen-Dorf“ mit entsprechender Skulptur am Ortseingang und einem „Schneewittchenhaus“. Der Ort gehört damit natürlich auch noch zur Deutschen Märchenstrasse, die wir ja schon in großen Teilen befahren haben, und schliesst eine noch offene (Bildungs-)Lücke.
Der Name des Ortes weist auf die Bergbau-Vergangenheit, denn um Minen-Arbeiter anzulocken vergaben die Landesherren damals viele Rechte und Freiheiten an die Bergbauorte und deren Einwohner, die sogenannten „Bergfreiheiten“. Das kleine Dorf war in früheren Jahrhunderten das Zentrum des Bergbaus im Kellerwald. Hier gab es auch tatsächlich die Einraumhäuser, nur ein Raum in dem gewohnt und geschlafen wurde, wie im Märchen beschrieben. In so einem Haus ist jetzt auch das Schneewittchenhaus untergebracht (leider nur am Wochenende geöffnet, konnten wir also nicht besichtigen). Die damals übliche Kinderarbeit in den Bergwerken inspirierte wohl zu den Zwergen und Schneewittchen leitete sich wahrscheinlich von Prinzessin Margaretha von Waldeck ab, geboren auf dem Schloss in Wildungen und vergiftet bei einer Hofintrige mit nicht einmal 21 Jahren am kaiserlichen Hof von Karl V. Diese tragische Lebensgeschichte und die ausgesprochene Schönheit der Prinzessin blieb in Erzählungen erhalten.



Nur wenige Kilometer entfernt liegt Haina (Kloster). Das ehemalige Zisterzienser-Kloster Haina ist eine der bedeutendsten gotischen Klosteranlagen Hessens und wurde eines der reichsten Klöster Hessens mit Besitzungen in mehr als 300 Orten.
Die Wende kam mit der Reformation. Landgraf Philipp der Großmütige war einer der wichtigsten Führer der Protestanten und löste 1527 alle Klöster in Hessen auf. In Haina entstand ein Hospital für arme und kranke Männer vom Land und die Einnahmen der Wirtschaftsbetriebe wurden für die Bedürftigen und die neu gegründete Marburger Universität (die erste protestantische Universität der Welt) verwendet. Heute ist hier eine riesige Hospital-Anlage mit Schwerpunkt Psychiatrie und Forensik. An die Geschichte der Psychiatrie und insbesondere an das dunkle Kapitel der NS-Zeit in dieser Anlage soll ein Museum erinnern, das allerdings gerade wegen Umbau geschlossen ist. Vom Kloster ist besonders die Kirche noch schön erhalten, dem man den Stilwechsel während der Bauzeit noch ansieht: unten romanische Bögen, darüber gotische Spitzbögen. Wie bei Zisterziensern üblich ist die Kirche angenehm schlicht und in sehr schöner Farbe gehalten. Kreuzgang, Refektorium und Kapitelsaal sind auch noch erhalten, wurden aber schon mehrmals verändert und zum Teil heute anders genutzt.
In Haina lebte auch Johann Heinrich Tischbein als Hospitalbäcker. Er war der Stammvater einer ganzen Maler-Dynastie: in drei Generationen gingen aus der Familie mehr als zwei Dutzend bekannte Maler und Malerinnen hervor, die an mehr als 30 Orten in Europa wirkten. Den bekanntesten von ihnen, Goethe-Freund und Goethe-Maler Johann Heinrich Wilhem Tischbein hatte ich ja gerade in Eutin „kennengelernt“. Eine kleine Ausstellung im Kloster widmet sich jedes Jahr einem anderen Künstler der Familie in diesem Jahr Johann Valentin Tischbein.
Internet: ->Webseite vom Kloster Haina mit Infos zu Kloster, Maler und weiterem.








Nach Besichtigung des Klosters fuhren wir noch weiter nach Wetzlar. Zu Lotte, aber das ist eine separate Geschichte…
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