In Deutschland gibt es insgesamt 51 ->UNESCO-Welterbestätten: 48 Weltkulturerbe und 3 Weltnaturerbestätten. Wir haben eine Karte mit diesen Stätten in die Hand bekommen und waren erstaunt, wie viele der Stätten wir schon kennen. Auf dem nächsten Abschnitt können wir noch drei weitere Stätten hinzufügen: Kloster Lorsch, Grube Messel und Baden-Baden.
Kloster Lorsch
Am Samstag, 2.9., müssen wir schon vom Odenwald weiter, denn für den Sonntag sind wir in Bad Dürkheim zum Frühstück verabredet. Wir fahren über Lorsch und schauen uns das UNESCO-Weltkulturerbe ->Kloster Lorsch an. Das einzige erhaltene Bauwerk aus karolingischer Zeit des Klosters und geichzeitig der architektonische Höhepunkt des UNESCO-Welterbes ist die sogenannte „Königshalle“, wohl so aus dem 9. Jh. Dann noch ein Fragment der Basilika aus dem frühen 12. Jh und Reste der Klostermauer. Aber Lorsch hatte früher eine große Bedeutung: es war Reichsabtei Karls des Großen, mit dem Lorscher Arzneibuch nahm die moderne Medizin des westlichen Abendlandes hier ihren Anfang und der Lorscher Codex gilt als Grundbuch Deutschlands. Also war schon irgendwie spannend!
Interessant wäre noch das „Freiluftlabor Lauresham“ gewesen, das auch mit dazu gehört. Hier wird in einem Modelldorf das Leben außerhalb eines Klosters zur Zeit Karls des Großen nachempfunden. Experimentelle Archäologie, aber irgendwie waren wir dafür nicht mehr aufnahmebereit genug.
Bad Dürkheim
Von Lorsch aus geht es wieder nach Bad Dürkheim an der Weinstraße. Hier waren wir bereits letztes Jahr im Herbst und es hatte uns gut gefallen. Wir sind aber vornehmlich hier, weil wir wieder eine Verabredung haben: Birte, eine Bekannte von Monika, wohnt direkt neben dem Womo-Stellplatz! Ab 8. September läuft hier wieder der „Dürkheimer Wurstmarkt“, das größte Weinfest der Welt, und sie sind schon dabei aufzubauen. Aber noch ist der Womo-Stellplatz nicht gesperrt und wir kommen dort noch für zwei Nächte unter.
Am Sonntag verbringen wir einen schönen Tag in Bad Dürkheim, mit gemeinsamem Frühstück und Abendessen mit anschließendem Spiele-Abend bei Birte. Als wir bei ihr ankamen begrüßte uns eine Gottesanbeterin auf den Treppenstufen. Was für ein schönes Zeichen! Während die beiden noch am quatschen sind, mache ich noch eine Wanderung durch den Ort und hoch zur Kaiser-Wilhelm-Höhe. Wandern kann man hier gut, aber es geht gleich nuff und wird anstrengend!
Im November 2022 waren wir schon mal hier: Bericht vom November 2022
Bad Kreuznach
Als Zwischenstop auf dem Weg zu meiner Cousine haben wir Bad Kreuznach ausgewählt. Der Platz ist wieder aus meinem Reiseführer der „Orte-mit-Zisch“, d.h. direkt daneben ist das „Brauwerk“ mit schönem Biergarten… Den Ort kennen wir schon und er ist ganz nett, hier waren wir schon mehrmals. Mit Gradierwerken über insgesamt 1,3 km ist das hier wohl auch die größte erhaltene Gradierwerkanlage.
Am Dienstag fahren wir nach Naurod bei Wiesbaden und besuchen meine Cousine. Sehr lange nicht gesehen, es gab dementsprechend viel zu erzählen. Ein herrlicher Abschluß unserer Besuche in Deutschland!
Grube Messel
Am Mittwoch machen wir noch einen Zwischenstop um die UNESCO-Welterbestätte ->Grube Messel zu besichtigen, das „Fenster zur Urzeit“. Auf die Führung in die Grube rein hätten wir noch 2 Stunden warten müssen, aber schon das Museum war sehr interessant und von einem Aussichtspunkt hatte man einen schönen Blick in die Grube. Messel ist auch ein Beispiel dafür, was Bürgerprotest doch bewirken kann: die Politik wollte dort eine riesige Mülldeponie einrichten…
Der besondere Wert der Grube Messel liegt nicht nur an den einzelnen hier gefundenen Fossilien sondern auch an der Vielzahl und Vielfalt der hier gefundenen Fossilien. Mehrere 10.000 Funde wurden bisher geborgen und jährlich kommen 3.000 hinzu. Auch stammen die Funde aus unterschiedlichen Lebensbereichen: See, Uferbereich und Regenwald. Und es sind sogar Weichteile und teilweise auch Mageninhalte erhalten…
Bekannt sind das Messeler Urpferdchen, die Krokodile sowie „Ida“, eine Primatengattung und das vollständigste erhaltene Skelett dieser Art überhaupt.
Ettlingen und Karlsruhe
Hinte Karlsruhe geht bei Ettlingen das Albgautal hinein und dort gibt es den Campingplatz Albgau, auf dem auch eine Tiny-House-Gemeinschaft lebt. Das wollten wir uns eigentlich anschauen, aber leider kam man ohne Reservierung nicht auf den Platz und erst Recht nicht zu den Tiny-Häusern.
Also zurück nach Ettlingen. Dort gibt es einen Womo-Stellplatz direkt neben dem Freibad und eine Strassenbahn, die einen direkt nach Karlsruhe bringt. Der Ort selber ist sehr schön und gemütlich mit einer netten kleinen Altstadt.
Am nächsten Tag schauen wir uns Karlsruhe an. Wir nehmen die Fahrräder, bis in die Innenstadt von Karlsruhe sind es ca 9 km. Eindrücke: sehr viele junge Menschen, sehr viele Fahrradfahrer! Radwegenetz, Abstellmöglichkeiten, Verkehrsführung – alles ist top für Radfahrer und dementsprechend viele sind auch unterwegs und das radeln macht hier auch viel Spaß! Hier würde man gerne Hamburger Verkehrsplaner zur Weiterbildung hinschicken…
Dann das Schloß mit den riesigen Grünanlagen dahinter. Überall Gruppen von Leuten, die auf dem Rasen liegen und chillen oder sich in kleinen Gruppen treffen. Ein Park für alle. Alles ist großzügig und weiträumig, es kommt kein Gefühl der Enge auf. Sehr nett.
Auf dem Weg zurück radeln wir noch am Epplesee vorbei, anscheinend einer der beliebtesten Badeseen für Menschen und Hunde aus Karlsruhe und Umgebung. Wir finden noch ein Plätzchen für uns und Monika genießt das Bad in dem See.
Die Gegend gefällt uns. Hier ist es wärmer, nicht allzu überlaufen und es gibt tolle Wander- und Radel-Möglichkeiten mit hervorragender Infrastruktur. Frankreich und die Schweiz sind auch nicht mehr weit und so eine Kleinstadt wie Ettlingen bietet die Gemütlichkeit und Ruhe, die wir suchen, bei guter Anbindung an die größere Stadt. Kommt also auf die Merkliste…
Baden-Baden
Die Kurstadt Baden-Baden ist seit 2021 auch UNESCO-Welterbe-Stadt: „Great Spas of Europe“ zusammen mit 10 anderen Städten. Wollen wir uns auch ansehen, also gehts am Freitag weiter. Parken in der Stadt geht gar nicht, aber es gibt einen Womo-Stellplatz ca 4 km vom Zentrum entfernt und dort stellen wir uns hin. Der ist zwar direkt neben der Hauptstrasse, aber das geht noch erstaunlich gut. Lärm war jedenfalls kein Problem. Mit den Rädern gehts dann auf einem toll angelegten Radweg ins übersichtliche Zentrum. Wir machen eine Stadtführung mit und erfahren so einiges. Die Stadt ist in den Kriegen bewusst geschont und nicht zerstört worden, und so findet man noch die prachtvollen Villen und Paläste aus der Zeit als die Stadt zur „Sommerhauptstadt Europas“ wurde (19. Jh.). Große Parks, viel Grün und Weitläufigkeit. Das hat schon was.
Aber es gibt auch die andere Wahrnehmung: Insgesamt vier 5-Sterne-Hotels gibt es auf wenigen 100 m, klar, wer hier Zielgruppe ist. Sehen und Gesehen werden spielte und spielt auch heute noch eine große Rolle. Das Arroganz-Level und die Schnepfen-Quote sind hier gefühlt überdurchschnittlich hoch. Das Shopping-Angebot besteht zum großen Teil aus Läden, bei denen man schon für den Namen mitbezahlt. Alles, was Luxus und teuer ist, ist hier vertreten.
(hier hätte ich jetzt natürlich gerne Fotos von einigen Leuten reingebracht…)
Wäre also kein Platz für uns zum Leben, ist aber durchaus interessant, sich das einmal anzuschauen. Und nirgendwo ist es so spannend wie hier, sich einfach irgendwo hinzusetzen und „Leute gucken“.
Wir bleiben auch noch einen weiteren Tag, denn am Wochenende ist hier Tag des offenen Denkmals. Also am Samstag nochmal rein. Ich schaue mir die Ausstellung „Criminal Women“ an während Monika eine Bekannte trifft. Hörte sich interessant an, aus dem Thema hätte man meines Erachtens aber etwas mehr machen können.
Wir fahren noch gemeinsam mit der Standseilbahn (Steigung bis 58%!) hoch auf den Hausberg, den Merkur und geniessen dort oben die schöne Aussicht und einen leckeren Salat.
Abends bummeln wir noch durch die Stadt. Ist eine Atmosphäre wie bei der „Langen Nacht der Museen“, es sind viele Leute unterwegs. Wir besichtigen die alte Klosterschule, heute ein normales Gymnasium, und sehen dort das alte „Nonnen-Sprechzimmer“. Eine Art Trenngitter trennte den Raum in einen kirchlichen und einen weltlichen Teil. Und eine Führung durch die alten Festsäle des Kurhauses können wir auch noch mitmachen.
Baden-Baden ist eine Blase, eine komplett eigene Welt. Aber stimmungsvoll feiern können hier nicht nur die Reichen…
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