Nordportugal mit Axel

Am 22.11. ging es weiter von Nazaré nach Coimbra. Die Orte entlang der Strecke waren enttäuschend: viele gesichtslose Strassendörfer ohne altes Zentrum und ohne Atmosphäre. Zum Teil aber schon dolle Villen und gepflegte Häuse und in den Gewerbegebieten stehen dafür teilweise sehr moderne Architektur-Bürogebäude. So richtig schön war die Strecke aber eigentlich nicht. Wir kommen auf dem großen städtischen Campingplatz in Coimbra unter, ca 5 Kilometer vom Zentrum entfernt.

Coimbra hat die älteste und traditionellste Universität des Landes und eine der ältesten der Welt. Die Uni ist hoch oben auf dem Berg und wieder ist alles sehr steil. Ich mache den Fehler und fahre mit dem Rad rein, was keine so gute Idee war: ich war keine 50 m gegangen, da sehe ich, wie sich jemand an meinem Rad zu schaffen macht! Wir finden noch eine schöne Kneipe mit sehr leckerem Craft-Beer, bei der ich mein Rad im Blick behalten kann. Am nächsten Tag erneut rein, diesmal mit dem Taxi ( 40 Minuten auf den Bus gewartet, der kam aber nicht) zum Abendprogramm mit Axel: Fado in einer sehenswerten Kneipe in der Innenstadt. Und das leckere Schwarzbier vom Vortag hatten sie dort auch! Unden portugiesischen Beirao-Likör musste Axel auch mal probieren… Die Musik ist für eine begrenzte Dauer ganz schön. Auf Dauer wird es mir aber zu schwermütig, da ist die Kapverden-Musik fröhlicher…

Am Freitag fährt Axel schon weiter und ich schaue mir mit Monika nochmal die Altstadt mit der Uni an. Die besondere Uni-Bibliothek, die Kapelle und den Festsaal im Palast können wir besichtigen. Die Uni-Bibliothek ist schon faszinierend, leider durfte man dort keine Fotos machen. Die alten Bücher in den Regalen abgedeckt mit Ledertüchern wegen der Fledermäuse. Die werden dort gehalten, denn die fressen Insekten, die sich sonst an den Büchern gütlich tun würden…

Auch in eine Shopping-Mall schauen wir rein, die Portugiesen stehen ja auf sowas. War so gar nichts für uns, viel zu groß und unübersichtlich. Ich brauche keine 3 Regalreihen nur mit Nudeln, mir reichen zwei oder drei Sorten.

Samstag fahren auch wir weiter nach Aveiro, schön an einer Lagune gelegen und mit drei Kanälen auf denen Gondel-ähnliche Boote rumschippern auch „Venedig Portugals“ genannt. Der Ort ist nicht einfach anzufahren wenn man Autobahnen vermeiden will: viele Baustellen und Sperrungen auf der Nationalstrasse, viele Strassen für >3,5 t gesperrt – wir haben es schliesslich geschafft und stehen auf dem Parkplatz direkt hinter dem Bahnhof. Wir besuchen noch Axel in seiner Ferienwohnung und haben noch einen schönen Abend in einem einfachen Fisch-Restaurant.

Am nächsten Tag dann eine Radtour entlang der Lagune. Als Radfahrer ist es aber recht schwer, aus dem Ort raus und wieder zurück zu kommen bei den vielen Autobahnen, Schnellstrassen und Bahntrassen. Da muss man mit dem Rad auch mal ein Stück auf der 4-spurigen Schnellstraße fahren. Und die Portugiesen sind bei weitem nicht so rücksichtsvoll gegenüber Radfahrern wie die Spanier!

Am Montag fahren wir weiter nach Porto. Die leere deutsche Reserve-Gasflasche können wir unterwegs wieder füllen lassen. Ansonsten bestätigt sich der bisherige Eindruck: sehr schlechte Strassen und viele Baustellen und unerwartete Sperrungen lassen einen nur sehr langsam voran kommen. Die Strassendörfer unterwegs eher unschön mit viel Verfall und ohne Charme. Dazwischen einige Villen mit unverbaubarem Blick auf schöne Industrie-Anlagen…

Wir haben uns einen Campingplatz am Strand ca 2 km südlich der Douro-Mündung rausgesucht. Der Bus hält um die Ecke und damit kommen wir ins Zentrum. Heute erkunden wir noch die Platz-Umgebung. Am nächsten Morgen wollen wir dann in die Stadt, aber der Bus kommt nicht, fährt heute wohl gar nicht, wie uns eine Portugiesin sagte (Wechsel der Gesellschaft oder sowas…). Es ist bedeckt und nieselig und Monika bleibt auf dem Campingplatz. Ich nehme mir ein Taxi (ist in Portugal nicht so teuer), treffe mich mit Axel und wir machen eine schöne Porto-Runde inklusive Portweinkeller-Tour bei „Ramos Pinto“ mit sehr guter englischer Privat-Führung und anschliessendem Tasting. Ein schöner Abschluß für Axels Portugal-Reise!

Noch ein Wort zur Stadt: Porto ist eigentlich schön und interessant – so lange man in den touristischen Ecken bleibt, die gepflegter und renovierter sind. Abseits davon habe ich so viel Verfall und kaputte, unbewohnbare Häuser gesehen, dass ich richtig schockiert war!

Die nächsten zwei Tage ist wieder Regen angesagt. Axel hat den Sonnenschein, den er gebracht hat, wohl wieder mitgenommen… Wir beschliessen das Wetter noch auf dem Campingplatz bei Porto auszusitzen. Hier haben wir alles was wir brauchen: Strom (die Sonne scheint ja nicht…), herrliche Duschen, ein guter Supermarkt in der Nähe.

Nord-Portugal, mon amour?

Der Norden Portugals hat es uns nicht leicht gemacht, sich für das Land zu begeistern. Nazaré, Coimbra und auch Porto waren schon schöne und interessante Städte, aber uns ist in der Zeit auch vieles aufgefallen, was uns nicht so gut oder in Spanien besser gefallen hat. Von unseren früheren Reisen haben wir Südportugal auch schöner in Erinnerung. Mal sehen, wie es uns jetzt gefällt, wir machen uns jetzt auf in den Süden des Landes. Die Wein-Gegend im Douro-Tal oder wandern im Nationalpark Peneda-Gerès ganz im Norden? Lieber etwas früher im Jahr, dann werden wir das bestimmt noch mal nachholen.


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