Nächster Ort auf der Märchenstraße ist Witzenhausen, eher bekannt als „Kirschenhauptstadt“, Hauptort des größten geschlossenen Kirschenanbaugebietes Europas. Der Ort liegt schon in Hessen im Werra-Meißner-Kreis und damit auch schon im „Geo Naturpark Frau Holle-Land“.
Der Hohe Meißner ist der Hausberg von Frau Holle – wobei der „Hohe Meißner“ kein einzelner Berg ist, sondern ein Mittelgebirge mit einer Ausdehnung von ca 10 x 5 km. Höchster Berg hier ist die „Kasseler Kuppe“ mit 753,6 hm, von Witzenhausen noch ca 13 km entfernt.
Zu Frau Holle kommen wir später noch, erst mal zurück zu den Kirschen: die Kirschenblüte war in 2024 schon etwas früher begonnen und jetzt bereits größtenteils durch. Das größte Kirschenfest hier, die „Kesperkirmes“ mit der Deutschen Meisterschaft im Kirschkern-Weitspucken, findet erst im Juli statt. Bis dahin kann man sich in den Hofläden auch an Kirschenbier, Kirschengin, Kirschenessig, Kirschennudeln usw. probieren. Und es gibt diverse „Kirschenwanderwege“ in unterschiedlicher Länge, die durch die Felder führen. Infotafeln vermitteln Wissenswertes und alte schwarzweiß-Fotos zeigen, wie es früher bei der Ernte zuging.
Witzenhausen ist auch die kleinste Universitätsstadt Deutschlands mit dem Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften der Universität Kassel, der einzige Universitäts-Fachbereich Deutschlands, der sich auf das Thema Ökologische Landwirtschaft konzentriert.
Und es gibt in Witzenhausen die Brauerei Schinkels, Hessens erste Bio-Brauerei, mit einem kleinen Biergarten. Probieren konnte ich das Dunkle (sehr lecker), das Pale Ale (geschmacklich zu blass und eher entäuschend) und das Weizen (sehr lecker!).
Knapp 10 km von Witzenhausen entfernt liegt Schloß Berlepsch, von den Zuschauern des hr-Fernsehens 2011 zum schönsten Schloss Hessens gewählt. Entstanden um 1369, erhielt es nach vielen Zerstörungen und Umgestaltungen wohl 1894 seine heutige Gestalt. Heute ist es Hotel und Restaurant und beliebte Location für Hochzeiten und Mittelalter-Events. So war auch für das Wochenende ein „Ritterturney“ angekündigt und wir haben unsere Radtour extra auf den Tag davor verlegt, um das Schloß auch ohne große Menschenmenge zu erleben. Allerdings konnten wir es nicht von Innen sehen, da alle mit Aufbauarbeiten beschäftigt waren.
Internet: Homepage Schloss Berlepsch
Ach ja: In den 1950er und 1960er Jahren diente Schloss Berlepsch mehrfach als Drehort für Spielfilme, u. a. für den Heinz-Erhardt-Film „Witwer mit fünf Töchtern“ und „Ferien in Tirol“.
Wenn man sich durch die Geschichte des Schlosses und der Dörfer in dieser Gegend liest, ist man schockiert, wie sehr diese Gegend im 30jährigen Krieg leiden musste. Immer wieder zogen diverse Truppen durch die Gegend und plünderten und brandschatzten was noch da war.
Heute ist von diesen dunklen Zeiten nichts zu ahnen. Die Landschaft, durch die wir geradelt sind, ist wunderbar und die Dörfer zum Teil recht ansehnlich. Eine schöne Gegend hier!
Leider muckte dann wieder die Motor-Steuerung bei meinem Fahrrad und ich musste einen Teil des Rückwegs schieben.
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