Austern, Wein und gaaanz viel Sand

Am 7.5.25 überschreiten wir die Grenze nach Frankreich bei Irun/Hendaye. Wir wollen in Frankreich an der Atlantikküste entlang hoch fahren Richtung Bretagne. Aus Spanien kommend müssen wir uns an den hier deutlich stärkeren Verkehr gewöhnen: die Strassen hier um Biarritz und Bayonne sind voll und die Franzosen fahren deutlich unentspannter als die Spanier.

Einen ersten Zwischenstop machen wir in Saint-Jean-de-Luz, laut lonelyplanet eine typisch baskische Küstenstadt, samt idyllischen, engen Straßen, einem lebhaften Hafen und sauberem Sandstrand. Das Städtchen gefällt in der Tat, aber auch an das Preisniveau hier in Frankreich (Capuccino 5,60 EUR) müssen wir uns erstmal wieder gewöhnen. Auch einen neuen Sport beobachten wir hier: Gruppen von Menschen, die parallel zum Strand im Wasser wandern…

Am mondänen Biarritz fahren wir vorbei und durch Bayonne durch, denn dort gibt es keine guten Plätze zum Übernachten. Aber Bayonne wollen wir uns schon noch anschauen und wir steuern einen Campingplatz in Ondres in der Nähe an.

Am nächsten Tag schwingen wir uns auf die Räder und fahren auf dem Eurovelo 1 nach Bayonne. Die Stadt gilt als Hauptstadt des französischen Baskenlandes und interessant ist der Umgang mit der baskischen Kultur hier und in Spanien. Während im spanischen Baskenland alle Schilder auf baskisch sind (es ist absolut nichts zu verstehen!) und man spanische Schrift suchen muss, ist in Frankreich alles auf französisch und man kann bei Bedarf auch eine Speisekarte auf baskisch bekommen. Aber gefeiert werden die baskische Kultur und die baskischen Spezialitäten hier in Frankreich auch.

Bayonne wird von den beiden Flüssen Adour und Nive im Zentrum in drei Bereiche geteilt: das sehr baskische „Petit Bayonne“ mit vielen Kneipen und Restaurants, das älteste Viertel „Grand Bayonne“ mit der Kathedrale und der Markthalle sowie „St-Esprit“ wo auch der Bahnhof zu finden ist. Es gibt schöne Plätze zum sitzen, nette Gassen und Geschäfte. Im Gegensatz zu Spanien sieht man hier keine China-Märkte mit Billig-Schrott und auch nicht die immer gleichen Filialen von etlichen Geschäfts-Ketten mit immer demselben Angebot wie in Deutschlands Städten, sondern es geht hier stilvoller und kreativer zu und es macht Spass durch die Läden zu stöbern.

Übrigens das Bajonett, die Stichwaffe die früher auf die Gewehrläufe aufgesetzt wurde, hat seinen Namen von der Stadt Bayonne, wo sie hergestellt wurden. Die Werkstätten der Bajonettschmiede befanden sich früher in der Rue des Faures, die heute ein Kunsthandwerksviertel ist.

Mit einem Zwischenstop in Cazaux erreichen wir schliesslich die Dune du Pilat, die höchste Wanderdüne Europas. Es war voll, aber es war schon ein beeindruckender Sandhaufen: 110 m hoch, 500 m breit und ca 2,7 km lang. Jedes Jahr wandert die Düne ca 1,5 m weiter landeinwärts und begräbt alles auf dem Weg unter sich. Und der helle Sand kontrastiert sehr fotogen mit dem umgebenden Wald und Meer. Vom teuren Parkplatz aus (10 Euro für 4 Stunden) gibt es immerhin eine Treppe hoch, die den Aufstieg etwas erleichtert. Und die vielen Leute verteilen sich dort oben ganz gut.

Das Becken von Arcachon ist ein Zentrum der Austernzucht und rings um die Bucht herum gibt es diverse Möglichkeiten diese und anderes Meeresgetier zu probieren. Wir fahren zu einem Campingplatz in Claouey am Nordrand der Bucht.

Von Claouey aus machen wir eine herrliche Radtour bis zum Cap Ferret. Schon nach nur 1,5 km kommt die erste Austernhütte, wo wir probieren müssen: Austern frisch und Austern gebacken, dazu natürlich ein Weisswein aus der Region. Vor allem die gebackenen Austern in Kräuter-Sauce waren sehr lecker!

Dieserart eingestimmt geht es weiter und bei km 6 kommt die nächste Einkehr, wieder eine urige, einfache Strandhütte und es gibt Austern (obligatorisch) und Meeresschnecken, die mit Knobi-Sauce auch ganz gut schmeckten.

Nach 20 km erreichen wir Cap Ferret und die Spitze der Halbinsel mit herrlichem Blick auf die Dune du Pilat gegenüber. Auf einem Radweg durch den Kiefernwald geht es zurück.

Von den Austern geht es weiter zum Wein: wir kommen in das weltbekannte Weinbaugebiet Médoc. Beim Chateau Pierre de Montignac (heisst zwar „Chateau“, ist aber kein Schloss…) in der Nähe von Lesparre-Médoc stehen wir mit Blick auf die Reben. Lachsauflauf aus dem Backofen, Baguette und dazu der Weisswein von hier, der uns gut schmeckt – so muss das sein! (die verkosteten Rotweine und der Rose waren aber nicht so unser Geschmack…)

Früh am nächsten Morgen werde ich von einem Geräusch wie von einer Flugzeug-Turbine geweckt: der Winzer fängt an, seine Trauben zu spritzen! Um 6 Uhr morgens! Wir flüchten an den Strand der Gironde zu einem Leuchtturm mit Picknickplatz und frühstücken dort. Weiter geht es mit der Fähre (teuer!) über die Gironde-Mündung nach Royan und weiter nach La Rochelle – aber das ist eine andere Geschichte…


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