In Frankreich angekommen machen wir uns auf den Weg Richtung Norden – nicht am Atlantik entlang, wie ursprünglich geplant, sondern durch das Inland. Erste Station nach der Pyrenäen-Überquerung ist Saint-Jean-Pied-de-Port. Wichtigster Startort für die Jakobsweg-Pilgerer. Hier sind sie noch gesund und guten Mutes, aber mit den Pyrenäen liegt gleich ein anspruchsvoller Anfang vor Ihnen. Der Ort steht ganz im Zeichen der Pilger mit Unterkünften, Restaurants und Cafes sowie Läden für die letzte Wander-Ausrüstung oder anderen Pilgerbedarf (Muschel, Wanderstock,…)






Nach knapp 300 km erreichen wir Bergerac und sind damit an der Dordogne und im Perigord angekommen. Das Perigord ist eine Landschaft, die für viele Burgen, schöne Dörfer und besondere Feinschmeckerspezialitäten, wie z.B. Foie gras (Gänsestopfleber), bekannt ist. Das ursprüngliche, ländliche Frankreich soll es hier sein. Je nach landschaftlichen Besonderheiten ist das Périgord unterteilt in die vier Gegenden weißes, grünes, purpurnes oder schwarzes Périgord. Bergerac ist der Hauptort des purpurnen Perigords, einer vom Weinbau geprägten Landschaft. Die Dordogne ist hier schon sehr breit, das Klima eher mild und außer den Weinbergen gibt es noch Walnüsse, Tabak und Sonnenblumen.
Der kleine Campingplatz ist direkt an der Dordogne gegenüber von Bergerac. Wir bleiben 2 Nächte und schauen uns am Freitag den Ort an. Natürlich alles im Zeichen von „Cyrano de Bergerac“ mit großem Denkmal – aber wenn man Wikipedia glauben darf, hat der wahre Cyrano mit diesem Bergerac überhaupt nichts zu tun gehabt… Der Ort hat uns trotzdem sehr gut gefallen. Wir sind immer noch am Vergleichen mit den spanischen Städten und das ist von der ganzen Atmosphäre und den Geschäften und den Leuten her wirklich ein großer Unterschied. Ist ganz anders hier!






Das schwarze Perigord, benannt nach seinen dunklen Steineichen und Pinienwäldern umfasst den zentralen Bereich der Täler von Dordogne und Vézère. Unzählige Höhlen und weltbekannte prähistorische Stätten sowie viele Burgen und schön restaurierte Dörfer machen diesen Teil zu einem der am stärksten besuchten Ecken Frankreichs.
Der erste Stop hat es gleich in sich: die weltbekannte Höhle von Lascaux mit ihren unvergleichlichen Höhenmalereien! Die Original-Höhle ist seit 1963 für die Öffentlichkeit geschlossen, aber seit 2016 gibt es einen mit modernster Laser- und 3D-Scan-Technik erstellten millimetergenauen Nachbau fast der gesamten Höhle zu begehen. Auch die Temperatur in diesem Nachbau ist wie in der Original-Höhle. Danach kann man im Museum einzelne Bereiche mit modernster Multimedia-Technik noch einmal näher betrachten. Sehr gut gemacht! Wie in Altamira und Tito Bustillo auch, haben uns die Fähigkeiten der damaligen Menschen sehr beeindruckt! Wenn man bedenkt: die Menschen sind vor 10.000-20.000 Jahren teilweise mehrere 100m tief in eine unwegsame Höhle eingedrungen, einzige Lichtquelle eine kleine Fettlampe (ähnlich viel Licht wie ein Teelicht) und haben die Tiere dann komplett aus dem Gedächtnis gemalt, mit vielen Details und stimmigen Proportionen und Perspektiven!






Unser Quartier ist wieder ein Zeltplatz direkt an der Dordogne. Er liegt in einem ehemaligen Schloßpark, mit vielen besonderen Bäumen unweit des Ortes Beynac mit seiner imposanten Burg. Jeden Abend sehen wir Heißluftballone, die zum Teil auf der Wiese neben dem Campingplatz starten. Es ist sehr schön hier.


In der Umgebung gibt es etliche Highlights, die wir auf einer Radtour erkunden.
Die „->Hängenden Gärten von Marqueyssac“ ist die meistbesuchte Gartenanlage im Perigord mit tollem Aussichtspunkts über die Landschaft. Der auf einem Felsvorsprung angelegte, 22 ha große Park überragt das Tal von seinen Kalksteinfelshängen aus. Die Aussicht von dort u.a. auf die Schlösser Beynac, Fayrac und Castelnaud sowie auf das Dorf La Roque-Gageac ist dem Michelin-Führer 3 *** wert! 150.000 von Hand geschnittenene hundertjährige Buchsbäume, die fantasievoll in Szene gesetzt sind. Und ebenso interressant und fantasievoll sind die besonderen Eissorten, die es im Cafe gibt… Es gibt hier Bumeneis in den Geschmacksrichtungen Veilchen, Osterglocke, Mohnblume, Rosenblüte und Akazienblüte.







Das Dort La Roque-Gageac hatten wir schon vom Aussichtspunkt des Parks gesehen. Es liegt malerisch unterhalb einer steilen Felswand direkt in einer Flußschleife der Dordogne. Hoch oben in dem Felsen ist noch ein Fort eingebaut, das man über eine kleine Holztreppe erreicht und besichtigen kann. In dem Dort herrscht ein Mikroklima, so daß dort auch Bananen, Feigen, Palmen, Agaven, Granatapfel- und Orangenbäume gedeihen. Und einen 5 ha großen Bambuswald gibt es auch. Der Ort zählt zu den schönsten Dörfern Frankreichs und ist in der Hochsaison von Touristen überlaufen.
Aber es ist nicht ungefährlich: 1957 sind 2.500 m3 Felsen auf das Dorf gestürzt, 2010 stürzte ein Teil der Decke des Höhlenforts ein und ein weiterer, 320 Tonnen schwerer Fels drohte auf das Dorf zu stürzen. Wir sind heil durch gekommen…




Der Hauptort des schwarzen Perigords ist Sarlat-la-Caneda, ein sehr touristischer, aber auch sehr schöner Ort. Mit dem Essen tun wir uns allerdings etwas schwer: die Spezialitäten hier sind Schnecken, Froschschenkel und Foie Gras – alles nicht so unser Ding.








Letzter Ort unserer Radrunde ist Beynac mit seiner eindrucksvollen, hoch über dem Ort thronenden Burg. Diese war zwar schon geschlossen, aber die Lage und die Aussicht konnten wir schon mitnehmen…







Auf der Dordogne kann man auch wunderschön paddeln und es gibt viele Möglichkeiten, ein Boot auszuleihen. Aber es ziehen viele Gewitter durch und es ist sehr schwül. Wir lassen es bei der Radtour und fahren am nächsten Tag weiter.
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