Südlich von Saalfeld, noch in Thüringen, beginnen die Ausläufer des Frankenwaldes und damit das Frankenland. Es geht kräftig rauf und runter, für Radfahrer schon ein sehr anspruchsvolles Terrain!
Erschütternd zu sehen war, wie kaputt der Wald hier in Thüringen bereits ist! Wir fuhren durch einen fast vollständig abgestorbenen Wald. Die Fichte, der Hauptbaum des Thüringer Waldes, ist hier tot, die Prognosen für die noch lebenden Bäume sehr schlecht. Dürre, Hitze und Borkenkäfer haben dem Baum so zugesetzt, dass er sich nicht mehr erholen kann.
Ein Lichtblick dann bei Wurzbach: wir kommen am Industrie-Denkmal Gießerei Heinrichshütte vorbei. und erhalten dort eine kleine Führung. Als einzige von ursprünglich zehn Hütten in der Gegend konnte die Gießerei Heinrichshütte ihren Betrieb bis heute erhalten. Seit 1982 ist sie ein technisches Museum und Schaudenkmal. So etwas hatten wir noch nicht gesehen und es war sehr spannend.
In dem Museum ist auch die größte und stärkste Dampfmaschine Europas aus dem Jahr 1928 wieder aufgebaut. Sie hatte mit 15.000 PS zwei Walzstrassen im großen Stahlwerk Maxhütte angetrieben. Wenn sie unter Vollast lief, waren die Erschütterungen mehr als 10 Kilometer weit zu spüren. Ein echtes Monster…
Bad Lobenstein hat eine Moor-Therme und die Womos dürfen direkt nebenan auf der Wiese stehen. Das lassen wir uns nicht entgehen, Monika geht schwimmen in der Therme und Andreas in die Sauna und die spezielle Moor-Sauna. Herrlich entspannend!
Ganz in der Nähe von Bad Lobenstein wird die Saale angestaut und bildet hier den Bleilochstausee, der von allen Stauseen in Deutschland das größte Fassungsvolumen hat. Am südlichen Ende der Aufstauung befindet sich der kleine Ort Harra mit einem gemütlichen Campingplatz. Dort fahren wir hin und verbringen im Biergarten des Campingplatzes einen äußest netten Abend mit einem Reiseradler-Paar, die auf dem Grenzland-Radweg unterwegs sind. Hier in der Gegend ist das radeln sehr anstrengend: ständiges hoch und runter mit 10-12%, das merken wir auch mit dem Womo! Ausserdem probieren wir den Mutzbraten, eine thüringische Spezialität und damit heute wohl die letzte Chance, ihn zu probieren.
Am nächsten Tag geht es weiter nach Bayern. Ein braunes Schild an der Autobahn macht uns auf „Roggen-Kultur in Weißenstadt“ aufmerksam. Dort gibt es das „Rogg-In“, ein „Pädagogisch-Poetisches Informationszentrum zur Roggen-Kultur, ein interessant gemachtes Museum: Wissen verbunden mit Poesie und Philosophie. Die ->Webseite gibt einen Eindruck.
Nächste Station ist der Campingplatz Fichtelsee bei Fichtelberg im, na klar, Fichtelgebirge! Der Campingplatz ist recht beliebt, es gibt nur noch 2 freie Plätze. Ganz dicht bei ist der gleichnamige See mit einer Badestelle für Monika und einem Biergarten für die gemeinsame Stärkung danach.
Es gibt noch einen weiteren Grund für uns, hier bei Fichtelberg zu halten: im Nachbarort Mehlmeisl wurde 2017 das erste Tiny-House-Village gegründet. Und ein Ort weiter, in Hüttstadl, gibt es mittlerweile eine zweite, wenn auch deutlich kleinere „Siedlung“. Wir schwingen uns also auf die Räder und drehen eine Runde durch beide Orte. Das Tiny-House-Village in Mehlmeisl ist eine recht abgeschottete Siedlung, von der man nur samstags zum Führungs-Tag etwas sehen kann. Es gibt ein schönen Film aus dem 3sat Ländermagazin, den man auf YouTube sehen kann (->Link) und es gibt die Webseite ->DasVillage. Außerdem haben wir noch ein interessantes Gespräch mit einer Bewohnerin. Im Nachbarort Hüttstadl gibt es eine deutlich kleinere Siedlung mitten im Ort gelegen. Das gefällt uns schon besser, sehr schöne Tiny-Häuser dabei, aber mit 4 Häusern viel zu klein. Die Gegend kommt für uns nicht wirklich in Frage, aber es ist sehr interessant, einmal die unterschiedlichen Ansätze zu sehen.
Bayreuth
Schlechteres Wetter ist angekündigt und wir stellen uns in Bayreuth auf den Stellplatz direkt bei der Lohengrin-Therme. Bei Regen können wir in die Sauna gehen, ansonsten hält der Bus „vor der Haustür“ und bringt uns direkt in die Innenstadt.
In der Altstadt von Bayreuth mischt eine Samba-Trommel-Truppe die Fußgängerzone auf und sorgt für gute Stimmung! Die Fußgängerzone ist ganz schön, aber man merkt auch deutlich, daß hier viel Geld zuhause ist.
Wir besichtigen das Markgräfliche Opernhaus, das besterhaltene Beispiel eines freistehenden barocken Hoftheaters und als solches seit 2012 auf der Liste des UNESCO Weltkulturerbes. Sehr beeindruckend! Hier würde ich auch gerne mal eine Aufführung sehen! Für Wagner passte dieses Opernhaus nicht, der baute sich sein eigenes Festspielhaus auf dem Grünen Hügel. Das kann man momentan aber nicht besichtigen, da dort gerade Festspiele sind.
Danach ging es in den Biergarten von Maisels & Friends, von denen ich schon etliche Biere kennen und schätzen gelernt hatte. Im Hofgarten hinter dem Neuen Schloß ruhen wir uns dann etwas aus. Dadurch kommen wir aber zum Richard Wagner-Museum leider zu spät, das gerade geschlossen hat.
Die Therme war übrigens auch sehr schön mit ganz interessanten Saunen für mich und ein schön großes Schwimmbecken für Monika.
Bamberg
Der Stellplatz in Bamberg ist im Gewerbegebiet neben Kieser Training, Aldi und Netto und einem Werkstatt-Konglomerat für Oldtimer – also nachts eher ruhig.
Mit dem Rad fahren wir noch in die Altstadt – und da ist die Hölle los! Wir erleben hier noch den vorletzten Tag der „Sandkerwa“, eines der angeblich größten und schönsten Volksfeste Bayerns! Es ist voll, alle Generationen sind unterwegs und es ist eine tolle Stimmung. Wir lassen uns treiben, können Leute gucken und nehmen Bamberger Altstadt und Volksfest-Stimmung in uns auf. Dazu ein Aecht Schlenkerla Rauchbier und Bratwürste… Leider fängt es auf unserem Rückweg an zu regnen und wir kommen klitschnass wieder beim Womo an.
Am Main Richtung Odenwald
Von Bamberg aus fahren wir weiter am Main entlang. Bei Schweinfurt machen wir einen Zwischenstop für einen Verwandtschafts-Besuch.
Zwischen Schweinfurt und Würzburg gibt es am Main sehr viele Camping- und Stellplätze, zum großen Teil direkt am Fluß oder in den Weinbergen beim Winzer. Wir stoppen in Dettelbach, dort gibt es einen großen Stellplatz am Main der mit ca 50 Wohnmobilen gut belegt ist. Der Ort sieht auch sehr nett aus, ist aber total tot: keine Weinstube oder Gasthaus will den Umsatz mit den durstigen Wohnmobilisten mitnehmen. So wird das nix.
Ein letzter Stop im Frankenland am nächsten Tag in Ochsenfurt. Die machen es einfach: großer Parkplatz direkt am Main neben der Altstadt mit viel Platz auch für Wohnmobile und sogar kostenlos. Zu Fuß gehts in die Altstadt, die sehr schön ist und wo auch Cafes und Geschäfte geöffnet sind.
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