15.8.2023 – Start in die 2. Runde!
Am 15.8. um Punkt 12 Uhr, High-Noon also, fahren wir in Winsen wieder los. Auf dem Wochenmarkt hatten wir uns noch gut eingedeckt mit leckerem Kümmelbrot von der Sauensieker Holzofenbäckerei, leckerem Käse vom Käsewagen und Grillwürstchen von Meister Jurich. Auch Inge kommt noch eben vorbei um uns zu verabschieden. Es fühlt sich an, als wenn wir in Urlaub fahren und entsprechend gut ist die Stimmung! Die vielen Umleitungen bei Dahlenburg, Salzwedel und kurz vor Magdeburg nehmen wir gelassen. Bei Magdeburg fahren wir noch beim Camping-Shop Fritz Berger vorbei und besorgen neue Unterlegekeile. Unsere alten sind kaputt, jetzt haben wir robustere Schwerlast-Keile gewählt. Wir fahren noch weiter bis nach …
Bernburg (Saale)
Der Campingplatz liegt direkt am Fluß. Um 18:30 Uhr kommen wir an und können gerade noch das wichtigste erledigen (gekühltes Bier holen) bevor Gewitter mit Platzregen niedergehen und den Platz unter Wasser setzen. Wir geniessen im Womo unsere Brotzeit mit dem Bier (das Kümmelbrot mit wahlweise selbstgemachtem Odenwälder Kochkäse oder aber Grander Katenschinken) und hören dem Regen zu, der auf das Womo prasselt. Nach einer halben Stunde ist der Spuk aber schon wieder vorbei.

In der darauffolgenden Nacht kommt dann noch viel Regen runter, aber am nächsten Morgen war das Wasser weitgehend weg und wir kamen ohne Probleme vom Platz wieder runter.
Wir finden auf einem großen Parkplatz im Ort noch ein Plätzchen für unsere Länge und schauen uns noch Bernburg an. Ein großes Schloss, eine interessante Lage am Fluß mit Talstadt und Bergstadt und einige schön restaurierte Häuser. Auf der anderen Seite hat man aber die riesigen Anlagen des großen Zementwerkes immer im Blick oder die Industrieanlagen des Solvay-Chemiewerks – hier ist recht viel Industrie!








Eine prominente Person in Bernburg war Till Eulenspiegel. Er wurde lt. Überlieferungen um 1300 in Kneitlingen am Elm geboren und starb im Jahr 1350 in Mölln. Eulenspiegel soll auch in Bernburg gewesen sein und bei dem Grafen von Anhalt angeheuert haben. Der Graf von Anhalt lebte auf seiner Burg in Bernburg und Eulenspiegel hatte als Turmbläser die Aufgabe, nach Feinden Ausschau zu halten und bei Gefahr ein Signal auf einem Horn zu tuten. Wie dei Geschichte weitergeht, kann man ->hier lesen…
Leipzig
Weiter gehts nach Leipzig, und damit kommen wir in Sachsen an. Wir entscheiden uns für den sehr zentralen Stellplatz direkt an den Gleisen beim Hauptbahnhof. Laut der Kommentare soll es trotz der Lage recht ruhig sein und tatsächlich höre ich gerade auch die Grillen zirpen. Aber „ruhig“ ist falsch, eher sollte es heißen „ruhiger, als bei der Lage erwartet“…


Leipzig ist heute die achtgrößte Stadt von Deutschland und die mit dem prozentual größten Bevölkerungswachstum – und das soll bis 2035 nach den Prognosen wohl auch so bleiben. Für uns auf jeden Fall viel zu groß, aber wir schauen uns die wichtigsten Ecken trotzdem an.














Leipzig ist sicherlich interessant, aber uns viel zu voll und dementsprechend anstrengend. Schön fand ich die Infoschilder an den wichtigsten Orten der friedlichen Revolution von 1989 mit Fotos von damals.
Das Umland bietet viele grüne Ecken, wie wir auf unserer Radtour zum Cospudener See („Cossi“) erfahren. Der See und das ganze grüne Gelände drumherum sind in einem ehemaligen Braunkohletagebau-Gelände angelegt. Er gilt als beispielgebend für die Gestaltung einer ehemaligen Braunkohlefläche zu einem pulsierenden Naherholungsgebiet. Und Monika ist begeistert von dem sauberen Wasser!
Das Völkerschlacht-Denkmal schauen wir uns nur von weitem an. Man könnte auch rein und oben rauf, aber das ersparen wir uns. Mit 91m ist es das höchste Denkmal Europas, ein riesiger, mächtiger Betonklotz. Hat nix mit den Weltkriegen zu tun, sondern mit der Schlacht gegen Napoleon vor den Toren Leipzigs. 1813 war das und damals kämpften Preussen und Russland noch gemeinsam… mit 600.000 Soldaten die bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts größte Schlacht der Weltgeschichte, bei der fast jeder 5. ums Leben kam. Zum 100. Jahrestag 1913 wurde das Denkmal in Leipzig fertiggestellt. In einer Epoche des übersteigerten Nationalismus sollte das hochpatriotische Monument die Deutschen auf das Deutsche Kaiserreich einschwören. Ein Jahr später begann der 1. Weltkrieg…
Altenburg
Altenburg ist mit ca 31.000 Einwohnern eher in der Größenordnung wie Winsen und damit eher was für uns. Das heißt nicht, das hier nichts los ist: am ersten Abend werden wir auf dem Womo-Stellplatz von einer Open-Air-Disco auf der benachbarten Wiese beschallt und der DJ versucht, die Teilnehmer eines gerade laufenden Stadt-Marathons mit seinen Sprüchen zu motivieren.


Hier wurde das Skat-Spiel erfunden und es gibt das Deutsche Spielkartenmuseum. Es gibt auch einen Skat-Brunnen in der Stadt, wohl der einzige Brunnen, der einem Kartenspiel gewidmet ist. Auch heute werden in Altenburg noch Spielkarten produziert, die Fabrik gehört aber mittlerweile zum weltgrößten Spielkartenhersteller Cartamundi in Belgien.
Zweiter wichtiger Grund: die Altenburger Brauerei hat schon mehrmals einen World Beer Award für seine Biere gewonnen. Wir probieren das Pils, das Helle und das Sommerbier und sind ganz angetan. In der Altenburger Destillerie & Likörfabrik gibt es den „Schwarzgebrannten“, ein Kräuterlikör aus 47 Kräutern. Dann gibt es noch den Altenburger Ziegenkäse und den Altenburger Senf.
Ach ja, und geschichtlich hat sich auch viel getan, ist ja auch eine Residenzstadt. Barbarossa war mehrmals hier, es gab eine Kaiserpfalz in Altenburg (heute überbaut durch das Schloß) und auch etliche Nachfolger Barbarossas nutzten Altenburg als Residenz.




Wir schauen uns den historischen Frisier-Salon von 1926 an. Bis 1966 hat der Meister darin gearbeitet, dann den Laden dicht gemacht ohne einen Nachfolger gefunden zu haben. 2001 wurde der Laden wiederentdeckt und alles so belassen, wie es damals war. Die Dame im Museum konnte erklären, wie in den 1920er Jahren mit den Geräten die Dauerwellen in die Frisur gekocht wurden, Verätzungen und Verbrennungen nicht ausgeschlossen. Wer schön sein will, muss leiden… Fotos durften wir innen machen, „aber bitte nicht ins Internet stellen“ – also bleibt es hier bei dem Schild außen.
Danach geht es ins Kaffeehaus Volkstädt, das älteste Kaffeehaus Thüringens von 1878 und einstige Hof-Konditorei. Es hat den Charme des Cafes von Meister Kaul in Winsen, nur zehnmal so groß. Wir reißen den Altersschnitt rapide nach unten, aber die Atmosphäre ist einmalig und der Kuchen sehr lecker!





Im Schloß bekommen wir eine ausführliche Führung und erleben die Trost-Orgel in der Schloßkirche, wie sie gerade gespielt wurde. Auf dieser Orgel hatte schon Bach gespielt! Auch den imposanten Festsaal des Schlosses können wir sehen. Und auf einer weiteren Etage befindet sich dann das Spielkartenmuseum.











Bei einer kleinen Radrunde in der Umgebung sehen wir, wo der Hopfen für das Bier herkommt und finden natürlich auch eine Badestelle für Monika…


Saalfeld (Saale).
Eine kleine Wiese direkt an der Saale bildet den inoffiziellen Campingplatz „Strand24“. Vor der Einfahrt führt der Saale-Radweg entlang. Die Altstadt ist recht ansehnlich, schön restauriert und hat noch vier erhaltene Stadttore und eine weitgehend erhaltene Stadtmauer. In einigen Stadttoren gibt es multimediale Ausstellungen. So begleiteten wir einen reisenden Kaufmann um 1600 der sich am Stadttor anmelden musste um Zutritt zur Stadt zu erhalten.





Glücklicherweise hatten wir auch einen Laden gefunden, der mein Smartphone reparieren konnte. Seit drei Tagen konnte es nicht mehr geladen werden, da angeblich Feuchtigkeit im USB-Anschluss war. In solchen Momenten merkt man erst, wie abhängig wir mittlerweile von den Dingern sind. Nicht mehr erreichbar, wir können keine Fotos mehr machen, keine Karten oder sonstige Infos nachschlagen und den Ladestand der Batterie sehen wir dann auch nicht mehr. Aber jetzt ist alles wieder gut!
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