Mit Nesselwang haben wir unsere letzte Station in Deutschland erreicht. Wir sind hier auf knapp 900 m Höhe und es ist recht frisch. In der Nacht haben wir vergessen, die Heizung einzuschalten – und schwups hatten wir am Morgen frische 10 Grad im Womo! Aber hier gibt es das AlpspitzBadeCenter mit einer gemütlichen Sauna-Anlage, und dort wärmen wir uns am nächsten Tag wieder auf. Direkt neben dem Womo-Stellplatz ist die Talstation der Alpspitzbahn, die einen bis auf 1500 m hoch bringt. Dort hat man sicherlich einen tollen Blick und herrliche Wandermöglichkeiten – aber als wir hier waren hingen graue Wolken dort oben in den Bergen.

Wir machen uns also am nächsten Tag auf den Weg über die Berge nach Italien.

Auf den Spuren unserer Radtour von 2007. Damals waren wir auf der Via Claudia Augusta auf den Spuren der Römer unterwegs von Augsburg über Füssen über den Fernpass und den Reschenpass bis nach Bozen. Das war eine unserer schönsten Radtouren und jetzt wollen wir die Strecke also mit dem Wohnmobil fahren. Das ist natürlich ganz anders: mit dem Rad kommt man herrlich durch die kleinen Dörfer während wir mit dem Womo durch Tunnels oder Ortsumgehungen von den Orten nicht so viel mitbekommen. Mit dem Fahrrad war es schon anstrengend auf den Fernpass (1.216 m Höhe) rauf und oben mit Stolz auf das Geschaffte verbunden. Mit dem Womo waren wir flugs oben und gleich schon wieder am Fernpass vorbei. Hmm.

Hinter dem Fernpass bei Nassereith mussten wir uns dann eine Go-Box holen. In Österreich sind fast alle Autobahnen und einige andere Strassen mautpflichtig und Wohnmobile über 3,5 t brauchen keine Vignette sondern eine Go-Box, die die Maut elektronisch erfasst. Das kostet erstmal 155 Euro, denn die Box muss auch mit mindestens 150 Euro aufgeladen werden. Wenige Kilometer später kurz vor der Auffahrt zum Reschenpass geben wir die Box schon wieder ab. Knapp 4 Euro haben wir bis dahin an Maut für ein kleines Stück Autobahn bezahlt, den Rest kriegen wir „irgendwann“ zurück überwiesen…

Die Auffahrt nach Nauders hoch und zum Reschenpass ist etwas abenteuerlicher. Es wird eine neue Steinschlag-Galerie gebaut und der Verkehr ampelgesteuert durch die Baustelle geführt. Aber wir müssen nicht lange warten und kommen schnell mit durch. Mit dem Fahrrad mussten wir über die Schweiz ausweichen und von dort aus hoch, da die Reschenstrasse für Radfahrer gesperrt war.

Der Reschenpass (1.507 m Höhe) liegt noch auf österreichischer Seite, die Grenze nach Italien überqueren wir dann kurz dahinter. Wir passieren den Reschensee mit seinem aus dem See ragenden Kirchturm, sichtbarer Rest eines bei der Flutung des Sees untergegangenen Dorfes. Hinter dem Reschensee stellen wir uns auf einen Campingplatz im kleinen Ort St. Valentin auf der Haide (1.470 m Höhe).

Das Wetter war an dem Tag toll und deswegen wollten wir auch gleich bis Italien durchfahren – in den Tälern in Österreich waren für den nächsten Tag schon wieder dichte Wolken angekündigt und wir wollten ja auch die Berglandschaft geniessen!

Die ganze Strecke durch Österreich betrug nur 121 km, mit dem Fahrrad hatten wir uns damals dafür mehr als eine Woche Zeit gelassen.

Am nächsten Tag geht es weiter bergab: nur 17 km weiter zwischen Glurns und Schluderns sind wir über 500 m tiefer auf nur noch 910 m Höhe. Vor dem Campingplatz Gloria Vallis gibt es auch 11 einfachere (und günstigere) Stellplätze für Wohnmobile. Die Sonne scheint und es ist warm – wir holen die Räder raus und machen eine knapp 20 km Radrunde durch Glurns, Prads und Schluderns mit fantastischen Ausblicken.

Am nächsten Morgen können wir endlich mal wieder draußen frühstücken! Haben wir lange nicht gehabt…

Wir fahren danach nur 25 km weiter zum Kräuterschlössl in Goldrain (auf 650 m Höhe). Toller Hofladen und die Möglichkeit, hier eine Nacht kostenlos zu stehen.

Internet: Webseite Kräuterschlössl

Zu Fuß gehen wir zum Bahnhof und machen noch einen Ausflug nach Meran mit der Bahn. Wir kennen die Stadt zwar schon von damals, aber entdecken wieder neue Wege durch die Stadt, die aber auch sehr voll ist heute! In Meran zu übernachten wäre keine Alternative gewesen, auf dem dortigen Campingplatz kostet eine Nacht 80 – 100 EUR!

Monika ersteht im Hofladen des Kräuterschlössl noch ein Zirben-Kissen und jetzt duftet es in unserem Schlafbereich wie in einer Alpenhütte! Dann machen wir uns wieder auf den Weg. Bisher war die Strasse in unsere Fahrtrichtung relativ leer, in Gegenrichtung hingegen eine einzige endlose Schlange von Autos, die sich Richtung Reschenpass bewegte. Das wurde jetzt anders: auch Richtung Süden war es bis Meran brechend voll und die Fahrt dadurch auch ziemlich anstrengend. Ab Meran wird es besser, denn wir kommen auf die Autobahn-ähnliche MeBo, die Meran-Bozen-Schnellstrasse, und biegen dann bei Bozen ab zum Kalterer See. Wochenende, gutes Wetter, Herbstferien in Deutschland – es ist sehr voll hier überall und mit Glück bekommen wir noch einen Stellplatz in St. Josef am See (auf 210 m Höhe) – wenige Minuten nach uns ist der letzte Platz auch vergeben.

Der Sonntag wird dann ein TOP-Tag! Tolles Wetter mit guter Fernsicht angekündigt – wir müssen rauf! Ein Bus bringt uns hoch nach Kaltern zur Station der Mendelbahn und die bringt uns dann hoch zum Mendelpass auf 1.364 hm. Die Standseilbahn war mit einer maximalen Steigung von 64% lange Zeit die steilste Bahn in Europa. Von der Bergstation wandern wir zur Halbweghütte, stärken uns, und dann geht es noch hoch zum Aussichtspunkt Lavinaspitze auf ca. 1.650 hm. Von dort aus können wir direkt auf unser Womo unten am Kalterer See schauen, ca 1.440 m tiefer. Auch sonst ein ganz fantastischer Ausblick von dort!

Jetzt habe ich meinen Bergblick gehabt, jetzt können wir Südtirol auch verlassen…


Kommentare

Eine Antwort zu „Über die Alpen“

  1. Herrliche Bilder🍂🍁

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