Nach so vielen Natur-Erlebnissen trauen wir uns mal wieder in eine größere Stadt: wir wollen uns Nantes anschauen. Die Hauptstadt der Region Pays-de-la-Loire kommt auf 325.000 Einwohner, die Metropolregion hat gar 650.000 Einwohner. Aber die Stadt hört sich sehr interessant an und wir suchen uns einen schönen Campingplatz in Saint-Philbert-de-Grand-Lieu, ca 40 Bus-Minuten von der Innenstadt von Nantes entfernt. Monika muss auch noch für zwei Tage nach Valencia, und da ist eine gute Anbindung an den Flughafen auch wichtig.
Saint-Philbert-de-Grand-Lieu hat eine interessante Abteikirche aus karolingischer Zeit zu bieten. In dieser Gegend hatten die Wikinger schwer gewütet und die erste Kirche 847 zerstört. Die danach wiederaufgebaute Kirche ist jetzt noch zu sehen. Eine interessante Geschichte und eine sehr besondere Atmosphäre in diesen alten Mauern!









Und direkt gegenüber vom Campingplatz ist ein Park als Naherholungsgebiet angelegt, mit Bademöglichkeit im See, chilliger Bar – richtig nett! Ausserdem hat der Ort noch einen interessanten Wochenmarkt und einen gut bestückten Spiele-Laden, wobei nur sprach-unabhängige Spiele für uns in Frage kommen. Aber wir konnten hier unsere Wohnmobil-Spielesammlung um zwei interessante Spiele aufstocken.



Wir fahren mehrmals nach Nantes hinein und das klappt auch ganz gut. Nantes war bis 1689 noch Hauptstadt der Bretagne und im 18. Jh bedeutendste Hafenstadt Frankreichs, was auch an den vielen Sklavenschiffen lag, die von Nantes aus starteten. Später bestimmte der Schiffbau das wirtschaftliche Leben der Stadt und mit dem Werftensterben Ende des vorigen Jahrhunderts musste sich die Stadt wieder neu erfinden. Auf der riesigen Industriebrache auf der „Ile de Nantes“, einer Flussinsel in der Stadt, entstand wieder Neues. Vieles erinnerte uns an Hamburg mit seinem Hafencity-Projekt, nur ist es hier nicht so luxuriös umgesetzt sondern eher alternativ. Im ehemaligen Bananen-Hangar sind jetzt coole Bars und Restaurants untergebracht. Und dort, wo früher die Maschinen für die Werften hergestellt wurden, ist mit „Ile-de-Machines“ die skurrilste Sehenswürdigkeit zu bewundern: eine Phantasiewelt aus mechanischen Gerätschaften in Gewächshäusern voller Pflanzen. Dazu ein 12 m hoher mechanischer Elefant, der seine Runden über das Gelände dreht und auf dem man mitreiten kann…
Link: Galerie des Machines und Le Grand Elephant









Zur Ile-de-Machines zählt auch noch das „Carrousel des Mondes Marins“, ein fast 25 m hohes Karussell über die drei Ebenen „am Meeresgrund“, „in den Tiefseegräben“ und „an der Meeresoberfläche“. Auf allen drei Ebenen sind entsprechende mechanische Fische oder Boote – ein mechanisches Aquarium…
Link: Carrousel des Mondes Marins






Auch die Fahrt mit dem Navibus (Schiff) rüber nach Trentemoult, früher Wohnort der Kap-Hoorn-Fahrer, erinnerte stark an die Fahrt mit dem Schiff auf der Elbe nach Hamburg-Finkenwerder.



Ein aktuelles spannendes Projekt ist die Umwandlung eines ehemaligen Granit-Steinbruchs in einen exotischen Park. Die Hälfte des „Jardin Extraordinaire“ ist schon fertig und richtig schön geworden!



Wir besichtigen auch das Schloß der Herzöge der Bretagne, ein imposanter Bau mitten in der Stadt. Von außen sehr schön, das Museum innendrin ist aber viel zu groß und natürlich alles nur auf französisch. Der englische Textzettel enthält nur einen Bruchteil der Informationen, den hätte man auch weglassen können. Auch das Jules Verne-Museum schauten wir uns an. Der bekannte Schriftsteller ist in Nantes geboren. Auch das Museum war für uns eher eine Enttäuschung. Hätte man mehr draus machen können…





An die unrühmliche Vergangenheit des Sklavenhandels erinnert das Denkmal zur Abschaffung der Sklaverei. Über 1.800 Schiffe sind im Sklavenhandel von Nantes aus gestartet und haben mehr als 550.000 Menschen deportiert. Die Namen der Schiffeund deren Zielort sind entlang eines Weges in den Boden eingelassen. Unterirdisch gibt es noch eine Wand mit Zitaten von Martin Luther King, Abraham Lincoln, Bob Marley und vielen anderen. Schlicht gemacht, regt es zum Nachdenken an…


Die Stadt hat einen sehr großen Innenstadtbereich, da traf es sich gut, dass man an den Wochenenden Busse und Bahnen kostenlos benutzen kann. Es gibt hier die berühmte Brasserie „La Cigale“ üppig ausgestattet im Art Nouveau-Stil und die ähnlich opulente Ladenpassage Pommeraye. Es gibt aber auch viel Grünflächen, viele Restaurants aus allen Ecken der Welt…






Nach den Ausflügen in die große Stadt waren wir aber immer wieder froh, wenn wir in das ruhigere und beschaulichere Saint-Philbert zurückkamen.
Fazit: Nantes hat schon interessantes zu bieten. Wenn wir Nantes vergleichen mit der letzen von uns in Frankreich besuchten Großstadt, dann finden wir beide aber Lyon doch interessanter…
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